Donnerstag, 13. September 2012

Wildcats go alpin - das Video

Während des Laufens Bilder zu machen oder zu filmen, ist schwierig. Aber ab und zu gibt es schon mal ruhigere Passagen und wenn mal einer vorne weg rennt, dann Zeit hat auf den anderen zu warten, dann kann man schon mal die Kamera rausholen und ein paar Abschnitte zur Erinnerung aufnehmen. Hier ist er also unser Film! Etwas verruckelt, aber es kommt glaube ich schon ganz gut rüber was wir bei diesem tollen Rennen für Spass hatten.


Sonntag, 9. September 2012

Etappe 8: ein Traum wird wahr

Wie lange wollte ich schon den Transalpine-Run einmal laufen? Wie lange musste ich darauf warten? Dieses Jahr hat es endlich geklappt. Ein generelles Fazit werde ich später noch nachreichen, wenn ich nach der Nachbereitung die Zeit finde. Auf jeden Fall war das Rennen für mich besonders während der letzten Etappe härter als ich es mir vorher je vorgestellt habe. 

Toblacher See
Am Abend zuvor hatte ich mich in die Obhut der Physios begeben und sie hatten versucht meine akuten Entzündungen in den Beinen so gut es ging zu behandeln. Morgens hatte ich die Stellen dann noch mit Kinesio-Tape verkleben lassen, um damit für Entlastung zu sorgen. Die Schmerzen nach dem Startschuss waren jedoch immer noch erheblich und ich brachte lediglich einen langsamen Trab zustande, während der auskurierte Michael mit den Schnellsten des Feldes vorne weglaufen konnte. Bis zum Verpflegungspunkt 1 am Toblacher See kämpfte ich mich  noch so durch. Doch als ich nach dem kurzen Stopp wieder Antraben wollte, waren die Schmerzen zu gross; so wanderte ich erst mal. Jeder Versuch wieder loszutraben endete mit unerträglichen Schmerzen. Für mich eigentlich kein Zustand, in dem ich einen Wettkampf bestreite, doch das war die letzte Etappe des TAR 2012, da konnte ich nicht einfach aufgeben! Bis zur zweiten Verpflegung kämpfte ich mich durch .. Schritt um Schritt: dort angekommen hatte ich noch ca. 45 Minuten Puffer auf das Zeitlimit.
Aufstieg mit Blick zurück zum Toblacher See
Nach einem kurzen Zwischenstopp beim anwesenden Ärzteteam begann ich mit dem Aufstieg zu den 3 Zinnen: das steile Profil kam mir entgegen, konnte man hier sowieso nicht mehr so gut rennen. An mir kamen die ersten Schildersammler des Orgateams vorbei, was mich etwas nervös machte. Doch man konnte mich beruhigen, dass ich noch gut im Zeitlimit wäre. So langsam holte ich beim Aufstieg auch den ein oder anderen Athleten ein. Mein Ziel war es bis zum Gipfel bei der Dreizinnenhütte einen guten Puffer zu haben, falls es beim Abstieg überhaupt nicht gehen sollte .. so hatten sich zumindest meine Beine im Tal angefühlt, wo ich nicht mal zu Strassenunterführungen runtertraben konnte.
Drei Zinnen in den Sextener Dolomiten
Am Gipfel angekommen war mir klar, dass es ziemlich sicher reichen würde; nun musste ich nur noch heil runterkommen. Das Panorama hier oben war grandios. Wir hatten sehr gutes Wetter mit klarer Sicht auf die Drei Zinnen und die umliegenden Dolomiten-Felsen. Zu meiner Überraschung spielten bei meinem Weg hinunter die Beine plötzlich wieder mit und es lief besser als noch unten im Tal beim Toblacher See - ich konnte bergab nun auch wieder leicht traben. Gelegentlich holte ich sogar Leute ein, die ich von anderen Etappen her kannte und heute weit vor mir wähnte - das motivierte. Ab der letzten Verpflegung wurde es flacher und der Weg war bald asphaltiert, was mir sehr entgegen kam. Es waren noch 6 Kilometer. Ich musste an die letzten 6 Kilometer vom Vortag denken - was für eine Tortur das gestern war! Doch heute war es anders und es ging deutlich besser; letztlich waren das hier auch die letzten 6 Kilometer des Rennens. Plötzlich konnte ich nicht nur traben, nein ich wurde schneller und konnte sogar wieder richtig laufen. Ich überholte Teams und tauschte mit ihnen im Vorbeilaufen Glückwünsche für das bevorstehende Finish aus. Manch einer wunderte sich, ob meines Tempos - einige konnten sich noch gut an mein offenbar recht bemitleidenswertes Humpeln vom Morgen erinnern. Am Ortseingang von Sexten wartete Michael auf mich. Ab hier waren es nur noch 2 Kilometer. Also ob sich ein Schalter umgelegt hätte, gab ich jetzt mein Letztes. Vor dem Ziel drehte ich mich nochmal um: Michael war wohl nicht an mir dran geblieben - er hatte schon einiges vor mir die Ziellinie überquert. So machte ich alleine mein Transalpine-Finish perfekt - mein Traum wurde war! Aber war das vorallem heute ein Kampf! Ich hatte wiedermal meine Grenzen kennengelernt. Was für ein Rennen, dass wirklich alle meine Kräfte forderte. Gerade das machte das Finish hier im schönen Ort Sexten am Fuss der Drei Zinnen in den Dolomiten aber auch um so schöner.

Etappe 8: Michael ist wieder zurück (und Markus hat gefinisht)

Von mir ein kurzer Lagebericht an die Daheimgebliebenen von der 8. und letzten TAR-Etappe am gestrigen Samstag. Und ein Dankeschön an alle, die mir so fleißig die Daumen gedrückt haben! 
Nach vier Tagen Schonung und Physiotherapie war mein Knie tatsächlich wieder soweit, dass man damit die Schlussetappe wagen konnte. Die Physiotherapeutinnen, welche die ganze Zeit für die Läuferschar da waren, haben da wirklich ganz erstaunliches geleistet! Von Tag zu Tag ist es besser geworden. Am Vorabend gab es noch ein Tape für das lädierte Innenband. Die Taktik für den letzten Tag war relativ einfach: während für Markus (vom Vortag noch etwas angeschlagen) ein Ankommen im Zeitlimit die Hauptsache war, wollte ich so schnell laufen, wie es geht oder das Knie eben zulässt. So haben sich unsere Wege nach dem Start ziemlich schnell getrennt. Auf dem relativ flachen ersten Stück bin ich flott gelaufen und gut voran gekommen. Nach dem etwas kühlen Start (Temperaturen von unter 10 Grad) kam langsam die Sonne raus und wir bekamen wirklich super Wetter mit Sonne satt und keiner Wolke am Himmel. An der zweiten Verpflegungsstelle habe ich einen kurzen Halt gemacht, die Stöcke vom Rucksack genommen und mich danach in den Anstieg zu den berühmten Drei Zinnen gestürzt. Noch ein Wort zu den Stöcken: die sind jetzt übrigens toll und wirklich sehr gut zu gebrauchen – nachdem mir ein findiger Schwabe gezeigt hat, was der Trick dabei ist. Beim Anstieg war ich in meinem Element und habe viele Plätze gut gemacht. Irgendwann hatte ich sogar das führende Frauen-Team ein- und überholt und habe es mir einfach nicht nehmen lassen, dass auch im Bild festzuhalten.
von vorne sahen sie auch gut aus :-)
Richtig gelesen: bei dieser tollen Kulisse habe ich nämlich ausnahmsweise die Kamera mitgeschleppt. Und wenn man sie schon mitschleppt, dann sollte man sie auch benutzen - oder benutzen lassen. Oben am höchsten Punkt der Strecke standen Wanderer, die ein kleines Erinnerungsfoto von mir geschossen haben. Was kommt nach dem höchsten Punkt? Richtig, danach ging es also auf der anderen Seite wieder bergab und zwar ziemlich lang und steil, was ja nicht so meine Sache ist. Ich habe trotzdem versucht, flott zu laufen, schließlich war es ja trocken und nicht rutschig wie auf den ersten beiden Etappen. Und bei den Spaniern sieht das ja auch alles total einfach aus... Ich wurde also nicht wieder bloß überholt und konnte gut mithalten. Und das Knie war dabei kaum noch zu spüren. An einer eigentlich unkritischen Stelle habe ich aber nicht ganz aufgepasst, bin ins straucheln gekommen und mich der Länge nach hingelegt. Autsch! Zum Glück waren sofort italienisch sprechende Touristinnen zur Stelle, die mir wieder hochgeholfen und die verlorene Gelflasche gegeben haben. Der vor mir laufende Kamerad ist auch extra noch mal umgedreht, um nach dem Rechten zu sehen. „Are you OK?“ - das fand ich sehr nett. Und es hat die kameradschaftliche Atmosphäre gezeigt, die es hier trotz aller sportlicher Rivalität gibt. 
Nachdem die Geschichte mit dem Knie wieder einigermaßen in Ordnung ist und kaum noch was weh tut, tun jetzt nach dem blöden Sturz gleich wieder ein paar andere Stellen weh. So schnell kann es gehen, wenn man nicht aufpasst. Aber es ist nicht so schlimm, ich konnte ja schließlich gleich weiter laufen. Trotz Sturzpech und kleiner Fotopause bin der 4-Stunden-Marke ziemlich nahe gekommen. Knapp darüber, aber dafür gestern immerhin der Vierte in der inoffiziellen „Invalidenwertung“ der ausgeschiedenen Läufer, die nochmal eine Etappe mitlaufen. Das waren gestern einige, die sich da nochmal an den Start geschleppt haben. Die Ziellinie in Sexten hat eben eine magische Anziehungskraft, erst dort ist es wirklich zu Ende. Dort gab es dann auch für jeden der Einlaufenden eine Finisher-Medaille, egal ob wirklich Finisher oder nicht.
Markus hat es geschafft, er hat sich am letzten Tag tapfer bis ins Ziel durchgequält und ist nun ein echter Finisher. Gratulation, Markus! Ich wäre auch gerne nochmal mit Dir zusammen über die Ziellinie gelaufen. Aber nach zwei Stunden warten und zunehmenden Schmerzen konnte ich nicht mehr so schnell sprinten, um beim Endspurt mithalten zu können.

Freitag, 7. September 2012

Etappe 7: Dolomitentraum

Das Allgäu ist schön, das Schweizer Jura herrlich, das Karwendel hat ebenfalls etwas, aber die Dolomiten sind einfach aus meiner Sicht der schönste Teil der Alpen! Der Weg heute morgen nach dem Start in St.Vigil hat mich stark an die Anfahrt zum Fanestal erinnert. Ab dem Rifugio Pederü ging es dann steil bergauf und aus dem anfänglichen Trab wurde ein Wanderschritt. Nach und nach eröffnete sich uns eine traumhafte Bergkulisse. Das Schild "most scenic point" an der Forcella Sora Fomo hatte seine Berechtigung. Als es an den Abstieg ging gab es für mich eine kurze Schrecksekunde als ich ungeschickt stolperte. Doch nach wenigen Metern konnte ich meinen Weg vorsichtig fortsetzen. Der Abstieg ins Tal war schwierig und steil. Ich war froh als wir unten am Pragser Wildsee waren. Hier dreht Terence Hill gerade eine neue Serie. Der Aufstieg war wieder hart. Stellenweise marschierten wir direkt an der Steilwand entlang, neben uns ging es steil runter, zum Glück liess jeder Vorsicht walten. Auch hier war der Ausblick schön doch wegen der exponierten Lage des Weges achteten wir weniger darauf. Dann der Abstieg: ein langes Geröllfeld, auf dem sich ein Weg in Serpentinen ins Tal windet. Laufen konnte ich inzwischen kaum noch - am rechten Bein hatte sich eine Sehne entzündet und mein linker Oberschenkel war auch dick. Also wanderte ich meist und lief nur selten. Am Ende des steilen Teils war dann die Verpflegung. Danach wurde es einfacher: ein asphaltierter Radweg bis ins Ziel. Ich versuchte immer wieder zwischendurch zu laufen, doch lange ging es meist nicht. Gefühlt waren die 6,7 km von der Verpflegung ins Ziel die längsten 6,7 km, die ich je gelaufen bin. Im Ziel wartete Michael schon auf die letzte verbliebene Wildkatze.

Den Beinen geht's 2 Stunden nach dem Zieleinlauf nicht viel besser, aber ich werde es morgen versuchen - selbst, wenn ich wandern muss. Michael ist auch dabei. Aber vielleicht laufen wir getrennt - aktuell kann ich kaum an laufen denken.



Donnerstag, 6. September 2012

Etappe 6: zu jedem Berg gibt es ein Tal

Das es bei einem Rennen über Berg und Tal geht ist klar, bei mir selbst ging es nach dem Berg gestern heute ins Tal. Zwar hatte ich relativ gut geschlafen, doch schon von Beginn an waren meine Beine verkrampft und schwer. Es kostete grosse Mühe einen Fuss vor den anderen zu setzen. Eigentlich hatte ich mir für die Etappe nochmal einiges vorgenommen, doch mir war schon zu Beginn klar, dass daraus heute nichts werden würde. Nun galt es nur so gut es ging durchzukommen – wie auch immer .. vielleicht würden die Beine ja mit der Zeit besser werden. Der erste Anstieg hinter Sand tat weh: auf dem Streckenprofil sieht er neben dem hohen Kronplatz unbedeutend aus, aber wir alle hatten heftig zu kämpfen. Nachdem wird den Abstieg über nasse Wiesen und Trails hinter uns gebracht hatten, ging es weiter auf asphaltierten Wegen im Tal. Hier wollte ich Tempo machen, doch es ging nicht viel. Im Gegenteil, kurzzeitig schmerzte das Knie und mit all den körperlichen Problemen, kamen automatisch leichte Motivationsprobleme. Bei Verpflegungspunkt 1 traf ich mein Team aus Sachsen, mit dem ich die letzten Tage zusammen als Einzelstarter im Startblock eingecheckt hatte. Der schon einmal ausgestiegene stieg auch hier wieder wegen Knieproblemen aus. Mit dem anderen stimmte ich mich ab, dass wir beide trotzdem getrennt voneinander das eigene Tempo laufen würden. Nach dem Verpflegungspunkt traf ich dann Vanessa aus dem anderen Heidelberger Team – sie hatte Schmerzen und kämpfte ebenfalls. Wir unterhielten uns und bewältigten zusammen Anstieg zwei – der war eigentlich harmlos, doch wenn man angeschlagen ist .. . Hinter der Kuppe verabschiedeten wir uns dann und ich lief in meinem eigenen Tempo weiter voraus. Dann ging es durch Bruneck. Kurzzeitig kam ich mir vor wie bei einem Stadtmarathon, doch schon bald ging es wieder hinaus und der nächste Anstieg wartete unmittelbar. Der Aufstieg zum Kronplatz stand unmittelbar bevor, so holte ich meine Stöcke vom Rucksack – den Beinen ging es immer noch nicht viel besser, so mussten die Arme nun mit Hilfe der Stöcke mithelfen. An Verpflegung 2 liess ich mir Zeit und zog mein Unterhemd aus – der Anstieg würde lang und anstrengend werden. Steil war es – 1300 Höhenmeter am Stück – eine Verschnaufpause gab es nicht. Solange wir uns auf Forstwegen bewegten, kam ich gut voran. In Trails verlor ich hingegen ab und zu Plätze gegen meist spanische oder auch mal österreichische Bergflöhe. Irgendwann melde sich dann abermals mein rechtes Knie – auweia, jetzt nicht auch noch ich! Doch auch das war nur von kurzer Dauer und bald ging es wieder besser. Das Schöne an Anstiegen ist, dass irgendwann jeder Mal ein Ende hat. Der Ausblick von oben war herrlich, ein Sprecher empfing uns sogar mit dem Teamnamen. Jetzt ging es nur noch bergab ins Ziel. Ich hatte mit dem Downhill noch nicht richtig begonnen, da krampfte meine Wade – heute kam wirklich alles zusammen! Aber es ging weiter. Auf den ersten Metern hinunter warteten einige Fotografen – ich versuchte eine gute Figur zu machen, auch wenn meine Beine schwer waren. Bergab wechselten sich Forststrassen und Trails ab. Bis zur dritten und letzten Verpflegung hatte ich grosse Probleme, in den Trails fehlte mir mit den schweren Beinen einfach die nötige Agilität. So wanderte ich mehr – Sicherheit ging vor. Auf der Asphaltstrasse runter in den Zielort St. Vigil ging es dann besser: ich hatte keine Schmerzen mehr und offenbar erging es einigen noch viel schlechter als mir. So überholte ich nur noch: die Aussicht bald in Ziel zu kommen und von der Tortur des Tages erlöst zu werden, trieb mich hinunter und ins Ziel. Das tolle Alpenpanorama und das herrliche Spätsommerwetter motivierten zusätzlich: Dolomiten – ich komme!!! 

Zeit und Platz waren heute relativ egal, so schlecht war es aber gar nicht. Hauptsache ist: Etappe 6 ist geschafft, nun sind es nur noch 2! Mir macht es immer noch Spass, aber für Morgen wünsche ich mir wieder bessere Beine. Nachher gibt es eine Massage und das Knie, das sich heute zweimal gemeldet hat, lasse ich morgen sicherheitshalber tapen. Bei Michael geht es mit dem Knie übrigens inzwischen wieder bergauf.

Mittwoch, 5. September 2012

Etappe 5: von Prettau nach Sand im Taufers

Jetzt hat es auch das zweite Heidelberger Team beim Transalpine-Run mit 2 Vereinskameradinnen aus meinem Verein erwischt: auf diesem Wege wünsche ich nochmal eine gute Besserung und drücke die Daumen, dass die Powerrakete Vanessa durchkommt. Überhaupt zeigen sich immer deutlicher die Spuren der harten Etappen. Einige Teams sind schon komplett raus und die Liste der Individual-Finisher – also alleine verbliebener Teamkameraden – wird auch immer länger. Bei Michael zeigt sich leider bisher keine Besserung, hoffen wir mal das Beste. Unterwegs habe ich heute mit einigen anderen Teilnehmern gesprochen, die im Laufe diese Etappe ebenfalls ihre Partner verloren haben und mich fragten wie das als Individual-Läufer so gehandhabt wird. Dann habe ich Teams gesehen, bei denen ein Partner (meist) die andere mit einer Leine oder an Stöcken den Berg hochgezogen oder geschoben hat. Ich will nicht wissen, wie viele inzwischen nur noch mit Schmerzmittel laufen .. . Deshalb hier auch mal ein ganz grosses DANKE an meine eigenen Sehnen, Bänder, Füsse, Muskeln und noch alles was so nötig ist, um so ein Rennen durchzustehen!!!! Bei mir läuft es zum Glück immer noch rund – heute besser den je. Morgens war ich noch hundemüde und sah offenbar auch ziemlich fertig aus. Vom Start weg in Prettau ging es gleich in den Berg auf einen langen Anstieg zur Bretterscharte: zuerst ein steiler Forstweg, später auf Singletrail. Ich liebe solche langen Anstiege und legte offenbar einen forschen Schritt vor, denn als ich mich bei der ersten Verpflegung umdrehte, war von meinem Laufpartner von gestern nichts mehr zu sehen. Bei ihm war aber sowieso sein alter Partner wieder dabei und der ging vor. So setzte ich meine Reise alleine fort. Der Aufstieg auf dem Singletrail war herrlich: eine Traumpanorama! Ich machte nach wie vor Plätze gut. Am Gipfelgrad angekommen, ging es ohne grosse Pause gleich in den Downhill. Nach ersten steilen Passage wurde es besser zu laufen: mit Ausnahme der Spanier, die im Trailrunning sowieso eine Klasse für sich sind, kamen nur wenige an mir vorbei. Die von den letzten Etappen bekannten Gesichter waren alle hinter mir und ich hatte mich wie sich auch aus Gesprächen ergab in das Feld der Starter vorgearbeitet, die sonst in den Blöcken vor mir stehen – ich starte seit der zweiten Etappe immer von hinten; für Individualläufer gibt es da sowieso keine Regelung. Dann kam der zweite Anstieg. Den angesagte Regen blieb aus, anstatt dessen wurde es heiss. Der weitgehend schattenfreie Anstieg machte mir zu schaffen doch ich konnte noch ein konstantes Tempo gehen. Der folgende Abstieg lag mir aber gar nicht: meist verblockte, grobe Wurzeltrails – wer hier stürzt, der hat keinen „Spass“. Ich nahm Tempo raus und wurde von vielen überholt, die ich noch am Anstieg hinter mir gelassen hatte, aber Sicherheit geht vor. Ein oder zwei mal knickte ich um, prompt meldete sich mein malades Fussgelenk, doch der Schmerz war nur kurz und schnell verflogen. Dann war auch noch durch das viele Trinken meine Flasche leer, wie lange das Wasser in meiner Trinkblase noch halten würde, war mir nicht klar – ich lief aber ziemlich sicher schon auf Reserve. Bei der letzten Verpflegung gönnte ich mir nochmal eine gute Auszeit: ass und trank ausreichend. Hier waren auch die üblen Downhill-Trails vorbei, ab hier wurde es leichter. So langsam kamen nach der Stärkung meine Lebensgeister zurück. An den Wasserfällen von Sand ging es hinunter ins Tal. Umso näher ich dem Ort kam, umso schneller wurde ich und sammelte wieder andere Athleten ein. Am Ende hatte ich laut meiner Uhr im Flachen wieder einen Schnitt von ca. 4:35 Min/ km. 

Für mich war das heute in vielerlei Hinsicht meine beste Etappe: landschaftlich fand ich es das absolute Highlight bisher, das Wetter war gut und ich konnte erstmals mein vollkommenes eigenes Tempo laufen. So langsam fühle mich mich im Rennen angekommen, bisher war es mehr ein Kampf. Umso näher wir Sexten kommen, umso zuversichtlicher werde ich auch, dass zumindest eine Wildkatze heil im Ziel ankommt. Ich würde mir nur wünschen, dass auch Michael die letzte Etappe mit mir die Ziellinie dort überqueren kann. Morgen steht erstmal der Kronplatz an: die Strecke könnte mir liegen. Gerade geht ein Gewitter über die Halle hinweg, hoffentlich bleiben wir davon morgen verschont – Daumen drücken .. für gutes Wetter und für Michael.

Dienstag, 4. September 2012

Nachricht von Michael

Das ich nach der dritten Etappe nicht mehr an den Start gegangen bin, das habt ihr ja bereits gelesen. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für die Anteilnahme und die Genesungswünsche bedanken.
Nach der zweiten Etappe waren meine Beine schon ziemlich angeschlagen, zu spüren vor allem in der Oberschenkelmuskulatur. Die Abstiege, die hier bewältigt werden müssen, haben es in sich. Am Montag hieß es dann also erst mal „Schongang“. Anfangs hat alles gut geklappt, dann haben mir plötzlich Blasen unter den Fußsohlen zu schaffen gemacht. Irgendwie müssen meine eigentlich noch fast neuen Schuhe „durch“ sein, denn jeder Stein ging durch und auf Dauer gab es dann die Blasen. An der zweiten Verpflegungsstation ca. bei km 25 habe ich deswegen schon Hilfe vom wirklich tollen Rescue Team in Anspruch genommen. Mit Kompressen unter der Einlegesohle ging es dann etwas besser. Später hat sich dann das rechte Knie gemeldet – dasjenige, welches bisher von Verletzungen verschont geblieben war. Ich konnte das Knie nicht mehr belasten und bergab sind es hohe Belastungen für die Knie... So bin ich Abstiege nur noch gegangen. Markus musste oft auf mich warten und war zwischendurch auch mal außer Sichtweite enteilt. Ich bin quasi als walkende Wildkatze hinterher, Hauptsache noch im Zeitlimit ankommen. Vor dem letzten Abstieg nach Neukirchen habe ich echt überlegt: fast 1200 Meter Abstieg auf weniger als 10 Kilometer Trails. Oben fährt eine Seilbahn ins Tal... Aber ein Ausstieg auf der Strecke kam für mich nicht in Frage, also Downhill fast in Zeitlupe. Ich war eine gefühlte Ewigkeit auf der Strecke, obwohl es sehr schöne und normalerweise gut laufbare Trails waren. Manche Passagen kann man gehend fast nicht nehmen, das geht mit Schwung viel besser. Aber das macht das Knie nicht mit.
Mir war klar, dass das ernste Knieprobleme waren. Welche, die nicht über Nacht besser werden würden, sondern eher schlimmer. Die morgige Etappe trotzdem angehen und dann irgendwo in den Bergen kaum mehr in der Lage gehen zu können aufgeben müssen - für mich keine Option. Ich habe mich mit der Entscheidung sehr schwer getan, heißt es doch auch Teamkamerad Markus quasi im Stich lassen zu müssen und eine monatelange Vorbereitung war auch fast für umsonst... Ich bin mir aber sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Umsonst war auch nichts, die gemachten Erlebnisse erst bei der Vorbereitung und dann hier beim Transalpine sind einfach unvergesslich.
Jetzt erhole ich mich etwas und hoffe das Knie bis zur Schlussetappe nach Sexten wieder hinzubekommen. Das wäre für mich das Größte, dort über die Ziellinie zu laufen – ob nun offizieller Finisher oder nicht. Bis dahin versuche ich noch Markus etwas zu unterstützen, schließlich sind wir ja ein Team – nämlich die Raidlight Wildcats.

Etappe 4: Wildcats in Italien

Auf getrennten Wegen sind wir heute über den Alpenhauptkamm gekommen. Während Michael einen Shuttle bekam, ging es für mich mit neuem Partner, dessen Teamkamerad ebenfalls abbrechen musste, gen Prettau im Ahrntal. Ein bisschen traurig war ich immer noch, dass Michael nicht dabei war, aber Jammern nützt nichts. Wenigstens sollte sich mein neuer Laufpartner in Folge als mir ebenbürtig erweisenk . Nach ersten relativ flachen Kilometern im Tal ging es erstmal an den Krimmler-Wasserfällen vorbei. Tosend stürzten neben uns riesige Wassermassen ins Tal. Oberhalb des Wasserfalls wurde es wieder etwas flacher und schneller. Nur vereinzelt trafen wir in dem lang gestreckten Tal auf Wanderer. Neben uns meist steile Berghänge - wo sollten wir hier nur hoch? Besser - wie nur? Nach und nach tauchte vor uns der in Teilen verschneite Hauptkamm auf. Dann erreichten wir das Ende des Tals. Durch ein Felsenmeer schraubte sich unsere Route in die Höhe - zu erkennen an der Läuferschar vor uns Gestarteter. Bis über 2600 Meter Höhe sollte uns der Pfad führen. Mitunter war es so steil, dass ich mir den Blick hinunter sparte. Umso höher wir kamen, umso schwerer wurden Atmen und Schritte. Oben war es trotz Schnee nicht richtig kalt und es ging auch sehr schnell wieder auf verblockten Wegen nach unten. Mein Fussgelenk meldete sich und mein Untergrund war das auch nicht. So liess ich meinen neuen Laufpartner ziehen und suchte mein eigenes Tempo. Der Weg schien endlos, doch alles hat mal ein Ende. Unten traf ich meinen Partner wieder und wir stürmten auf den letzten nun deutlich besser zu laufenden Kilometern durch das schöne Ahrntal. Das Ziel erreichten wir nach knapp über 7 Stunden, Michael und der andere ausgeschiede Laufpartner warteten schon auf uns. Überhaupt steigt die Verletzten- und Aussteigerquote von Tag zu Tag. Heute traf es sogar das bisher führende Team in unserer Kategorie. Bei mir sind die Beine sehr schwer, doch die Hälfte ist geschafft und das Ziel in Sexten rückt immer näher. Verletzungen habe ich zum Glück keine Grösseren: ein paar kleine Blasen - nicht schlimm - und mein Fussgelenk spüre ich ab und zu, doch beim Laufen behindert es nicht weiter. Morgen geht's weiter gen Sand in Taufers. Regen ist angesagt, aber auch schöne Strecken - ich bin gespannt.

Montag, 3. September 2012

Etappe 3 in Ziel, aber..

Mancheiner bewundert uns Ausdauersportler um unsere Leistung, da sie mitunter schwer nachvollziehbar sind. Aus meiner Sicht ist ein elementarer Baustein dessen, dass man seinen Körper und seine Grenzen kennenlernt. Deshalb haben viele gute Athleten ein sehr gutes Körpergefühl. Michael gehört auch dazu und sein Körper sagt ihm jetzt, dass die Reise hier zuende ist - sein Knie hat sich heute unmissverständlich gemeldet. Er wird sicher bald dazu selbst mehr schreiben, ich will es deshalb erst mal nur bei dieser kurzen Meldung belassen. Zeitlich war das heute unsere längste Etappe. Bis zum Hahnenkamm lief es noch ganz gut, dann meldete sich Michaels Knie. Obwohl es mit zunehmender Dauer immer schlimmer wurde, kämpfte er sich mit mir bis in Ziel durch. Morgen werde ich das Wildkatzen-Abenteuer mit etwas Wehmut aber nun alleine fortsetzen, während Michael den Bustransfer in den nächsten Ort nutzt - es geht über den Alpenhauptkamm nach Prettau im Ahrntal. Wenn Michaels Knie mitspielt, er keine Schmerzen mehr hat und auch bei mir nichts passiert, dann können die Wildkatzen vielleicht in Italien nochmal gemeinsam weiterlaufen - ausser Konkurrenz.

Sonntag, 2. September 2012

Keep on running

Zuerst mal vielen Dank für Eure Unterstützung! Wie freuen uns abends Eure aufbauenden Kommentare zu lesen, antworten ist bei dem straffen Zeitplan allerdings etwas schwierig. Heute klappt es ausnahmsweise mal ausführlicher, weil wir im Hotel und nicht im Camp sind. 

Die Wildkatzen nahe Kitzbühel
 Das zweite Etappenziel unserer Abenteuerreise ist erreicht: Kitzbühel. Wir sind beide zum ersten Mal hier. Besonders das Alpenpanorama um den Ort herum ist toll – auf unserem Weg hierher kam streckenweise schon so etwas Dolomiten-Feeling auf. Ansonsten ist der Ort aber recht laut und ganz anders als das etwas beschaulichere St. Johann, wo unsere Reise heute morgen begann. Der Weg hierhin hatte es wirklich in sich. Nach 2 Kilometern aus dem Ort heraus wartete der erste Anstieg hoch in das Kaisergebirge. Leider war der Weg hinauf über Naturtreppen sehr steil und schmal, so dass Laufen meist nur hintereinander möglich war. So gab es gleich zu Beginn den ersten Stau. Oben angekommen ging es auf dem schmalen Grad über den Niederkaiser. Vom tollen Panorama bekamen wir leider kaum etwas mit, da die Berge zu dieser Zeit noch in einer dicken Nebeldecke eingetaucht waren. Der Weg zur Oberen Regalm war sehr technisch und schier endlos so wir hatten zwischendurch Sorgen das Zeitlimit zu halten. Wir schafften es, doch der Abstieg dahinter war dem Aufstieg ebenbürtig. Michael hatte mit den Stöcken heute zwar keine Probleme, doch umso länger der schwere Abstieg dauerte umso mehr gingen seine Beine zu. Als wir unten in Going am Wilden Kaiser angekommen waren, war inzwischen die Sonne herausgekommen und die Wolken hatten sich verzogen. Beim Blick zurück bot sich uns ein grandioser Blick auf das Kaisergebirge. Nun drehte sich am zweiten Berg das Blatt: umso näher wir dem Ziel kamen, umso mehr kamen bei Michael die Kräfte zurück. So kam es, dass wir einige der anderen Teams wiedersahen, die wir schon weit vor uns wähnten – ein Team um das andere wurde „eingesammelt“. Am Ende reichte es sogar noch zu einem kleinen Endspurt, wo wir nochmal ein paar Plätze gut gemacht haben. 

Somit wäre Etappe 2 geschafft. Bei Michael hat der Kampf heute morgen im Kaisergebirge allerdings seine Spuren hinterlassen: die Beine sind so lädiert wie nach einem Marathonlauf, Treppen steigen macht heute ziemliche Probleme. Die Massage hat etwas geholfen, morgen geht es hoffentlich wieder besser. Bei Markus läuft es nach wie vor gut. Ab und zu meldet sich das lädierte Fussgelenk, doch während des Laufs behindert es nicht weiter.

Samstag, 1. September 2012

Wildkatzen bringen erste Etappe ins Ziel

Das war heute ein hartes Stück Arbeit! Nicht die 50 km und auch nicht die Höhenmeter haben uns zu schaffen gemacht - das spricht für unsere konditionelle Vorbereitung. Allerdings war die Etappe geprägt von Regen am Morgen und infolgedessen sehr rutschigen, technischen Trails und ganzen Bächen auf dem Weg ins Ziel. Zudem hatte Michael zwischenzeitlich mit Materialproblemen an seinen Stöcken zu kämpfen. Im hinteren Teil haben wir uns dann wieder gefangen und haben zur Aufholjagd angesetzt, ohne dabei die folgenden Etappen ausser Acht zu lassen. Morgen werden die Karten neu gemischt - das Wetter soll besser werden und auch die Streckenführung scheint uns mehr entgegen zu kommen. Auf jeden Fall war das heute schon ein schöner Einstieg.

Freitag, 31. August 2012

Wildkatzen in Ruhpolding

Die beiden Wildkatzen sind nun gut in Ruhpolding angekommen. Schon nach dem CheckIn ist die erste Notsituation eingetreten - es fehlen nach Bezahlung von Unterbringung und anderem Mäuse. Das Spendenkonto wird noch bekannt gegeben :-) Ansonsten sind wir guter Dinge und freuen uns auf morgen. Jetzt wird noch gepackt und danach geht's in die Falle.



Letzte Informationen vor dem Rennen


Und hier nochmal gesammelt die letzten Informationen vor dem grossen Rennen über die Alpen. Zuerst mal ein paar Links.


  1. Die meisten Informationen findet man auf der Homepage der Veranstaltung: http://www.transalpine-run.com/ . Dort findet man u.a. auch Informationen zur Strecke, mit Höhenprofilen, Zwischenergebnisse etc. . Von einem Live-Tracking unterwegs ist uns bisher nichts bekannt

  2. Offizieller Zeitnehmer und Ranglisten wir es bei Datasport geben: http://services.datasport.com

  3. Der Veranstalter hat einen YouTube-Kanal, in den regelmässig Videos hochgeladen werden: http://www.youtube.com/user/transalpinerun . Auch im deutschen Videokanal von Salomon werden erfahrungsgemäss regelmässig während des Rennens aktuelle Videos mit Zwischenberichten hochgeladen: http://www.youtube.com/user/SalomonsportsGER

  4. Grundsätzlich werdet Ihr während und nach der Veranstaltung sehr viel Berichterstattung über diese Veranstaltung im Netz finden. Beispielhaft sei hier nur http://www.runnersworld.de/laufevent/transalpinerun erwähnt

  5. Danken wollen wir schon mal unseren beiden Ausrüstungspartnern Raidlight und Wrightsock für Ihr Vertrauen und dass sie uns geholfen haben, die Kosten für dieses Abenteuer in gewissen Grenzen zu halten!!!



Updates von uns werden wir versuchen während des Rennens hier im Blog unter http://rheinneckarwildcats.blogspot.de/ zu posten. Falls das Format mal nicht ganz so passen sollte, liegt das vermutlich an der einfachen Ausstattung (Smartphone), mit der wir unterwegs sind und wahrscheinlich grösstenteils posten werden. Habt auch bitte Nachsicht, dass es in anderen Foren oder Netzwerken, die Ihr vielleicht häufiger besucht, während dieser Zeit von uns vermutlich keine weiteren Beiträge geben wird.





Ihr seid natürlich herzlich eingeladen von der Kommentarfunktion hier im Blog reichlich Gebrauch zu machen. Erwartet aber nicht unbedingt von uns eine postwendende Antwort.





Jetzt hoffen wir mal, dass Ihr uns alle zahlreich und feste die Daumen drückt bei unserem grossen Abenteuer. Wildcats are on the run: Keep on running!!!


Sonntag, 26. August 2012

Vorbereitung in Südtirol

Knapp 2 Wochen vor dem Transalpine-Run habe ich nochmal die Chance für einen kleinen Kurzurlaub mit etwas Training in die Alpen genutzt.
Almenwiesenpanorama
In Südtirol, in den Bergen rund um Meran hat man nicht nur sehr oft gutes Wetter, auch ist das Netz an Wanderwegen gut ausgebaut. An jeder Kreuzung findet man Wegmarkierungen, die einem den Weg weisen. An Schlüsselstellen, an Seilbahnen oder wo mehrere Wege aufeinander treffen, findet man Kartenübersichten mit dem Wegenetz und teilweise sogar Zeitangaben für Wanderer. Die einzelnen Wanderwege sind durch Nummern gekennzeichnet und leicht zu finden. Die Wegbeschaffenheit ist sehr vielfältig: von gut ausgebauten Forstwegen, über einfache Singletrails, verblockte Pfade bis zu stark verwurzelten Waldwegen findet man hier alles. Überhaupt .. Wurzelpfade .. dieser Wegebegriff muss oben am Monte St.Vigil (Vigiljoch) erfunden worden sein – das war hier oben definitiv eine neue Dimension an verwurzelten Wegen, die ich bis dato noch nicht kannte. Der Boden scheint auf der Bergkuppe vorallem in den Wäldern sehr weich zu sein, weshalb viele der Wurzeln frei liegen und gefährliche Stolperfallen bilden.

Kapelle St.Vigil
Meine Lieblingsrunde startet an der Bergstation der Seilbahn aus Lana. Der erste Abschnitt ist verhältnismässig flach und gut zum Einlaufen – am Ende werden es mit knapp 400 noch genügend Höhenmeter werden. Mit dem Erreichen einer Schotterstrasse geht es dann erstmal steiler bergauf. Erstes Etappenziel ist die Bärenbadalm. Den herrlichen Ausblick bis hinüber auf die Dolomiten sollte man hier nicht zu lange geniessen, denn im Anschluss sind gleich noch weitere Höhenmeter zum Vigiljoch zu machen – dem Hausberg von Lana. Markenzeichen der Berges ist die kleine Kapelle St. Vigil in 1793 Metern Höhe. Sie stellt eines der höchstgelegenen Bergheiligtümer Tirols dar. Auf einem gut ausgebauten Schotterweg führt die Runde  an der Kirche vorbei. Unterwegs kommt man an weiteren Häusern auf diesem Hochplateau vorbei - wahrscheinlich zumeist Ferienvillen. Das kleine Gasthaus an dem kleinen Waldsee der „Schwarzen Lacke“ ist das letzte Haus hier oben. Nun taucht die Runde wieder in den tiefen Wald ein. Es geht in Richtung des Panoramaweges.
Blick ins Etschtal
Langsam wendet sich der Weg nach unten. In einer weiten Schleife geht es um die Bergkuppe herum. Ich begann schon fast zu zweifeln am Namen dieses Weges, als ich an einen ausgesetzen Abschnitt in einem Steilhang mit einem herrlichem Blick über Lana und das Etschtal aus dem Wald heraus kam. Leider war es etwas dunstig, doch was ich sah, war schon mehr als beeindruckend. Auf dem schmalen Weg geht es langsam weiter gen Tal. In früher Morgenstund' wählte ich den Weg hier häufiger und traf auch mehrmals Rehe an – Naturerlebnis pur hier oben! Zwischenzeitlich wird es auf dem Wurzelweg schwierig zu laufen. Erst auf dem letzten Abschnitt ab Erreichen des Sesselslifts wird es dann wieder einfacher. Die letzten Meter hinab zum Ausgangspunkt kann man schön auslaufen und es bergab "rollen" lassen.

Der Ausflug zum Vigiljoch hat auf jeden Fall gelohnt: die Landschaft ist wirklich herrlich, das Wegenetz vielfältig und das Wetter war die ganze Woche über stabil und gut. Ich konnte mich bei meinem Touren kurz vor den Transalpine-Run etwas an das Laufen in der Höhe gewöhnen und war immer jenseits der 1500-Meter-Grenze unterwegs. Mir hat es einen riesen Spass gemacht hier nochmal ohne Wettkampfdruck ein paar Kilometer in tollen Umgebung zu sammeln.

Sonntag, 19. August 2012

Wildcats auf Hohlwegen - Teil 2

Nicht nur in und um Heidelberg kann man schön laufen. Deshalb sind wir dieses Mal auf einer von Michaels Strecken unterwegs gewesen. Er hatte mich schon vorgewarnt, dass es weniger technischen Trails geben würde. Doch ich kenne die Hügel um seine Heimatgemeinde von meinen Radtouren, deshalb ahnte ich schon, dass es trotzdem kein Zuckerschlecken werden würde. 

Nach dem Start dauerte es dann auch nicht lange: kaum hatten wir das erste Waldstück erreicht, da ging es schon querfeld .. nein, besser querwaldein durch das Dickicht. Eine neue Facette, die wir so in unseren Trainings bisher noch nicht hatten - Trailrunning ist wirklich abwechslungsreich! Wir liessen Wald und Ort schnell hinter uns und bewegten uns auf moderaten Steigungen in die Höhe. Es folgte eine bunte Mischung der hiesigen Landschaft: an den Steinbrüchen von Heidelberger Zement vorbei liefen wir über Wiesen, durch Buschwerk und Wald. Wir waren relativ früh gestartet, so war die Hitze noch erträglich. Doch mit den Steigungsprozenten und unserem nicht so langsamen Lauftempo, wurde es mit zunehmender Zeit doch etwas mühsam und ich war für jeden Schatten und flacheren Abschnitt dankbar. Nachdem wir die Verbindungsstrasse zwischen Nußloch und Maisbach überquert hatten, führte mich Michael schnurstraks in die Weisse Hohle. Er hatte nicht zu viel versprochen: der Lauf in dem schmalen Hohlweg machte Spass und war definitiv ein Höhepunkt dieser Runde. Mit grossen Schritten arbeiten wir uns nach oben vor. Kaum hatten wir uns hochgearbeitet, folgte bald wieder ein Downhill. So etwas verlor ich hie und da die Orientierung, aber mein Guide kannte sich offensichtlich sehr gut aus und servierte mir einen abwechslungsreichen Landschaftscrosslauf. Obwohl uns hie und da Brombeersträucher oder andere kleinere Hindernisse ausbremsten, pendelte sich unser Tempo bei einem Schnitt von 6 Minuten pro Kilometer ein - deutlich schneller als zuletzt und in Anbetracht der Strecke und der Temperaturen, war das sehr ordentlich. Unser letzter Downhill führte uns dann hinunter nach Nußloch. Als uns der Wald ausspuckte, bot sich heute bei klarer Sicht ein toller Blick tief in die Rheinebene. Die letzten Kilometer führte uns Michael dann über Feldwege und Obstwiesen wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt.

Eine interessante Runde war das: mehr Cross als Berglauf, aber definitiv auch etwas, dass wir in den Alpen drauf haben müssen. Abseits der Strecken der beiden hiesigen Volksläufe gibt es doch noch andere schöne Wege rund um Wiesloch. Vermutlich scheuen sich die Veranstalter die Läuferschar in die Hügel raufzuschicken, anders kann ich mir nicht erklären, dass beide Läufe so schöne Wege weg lassen und anstatt dessen teils über die gleichen Wege in den Feldern der Bergstrasse führen. Eigentlich schade.

Wildcats auf Hohlwegen - Teil 1

Bevor Markus in seinen verdienten Urlaub verschwindet, haben wir am Samstagmorgen noch eine kleine Trainingseinheit absolviert. Diesmal nicht bei ihm in Heidelberg, sondern in Wiesloch bei mir.
Für diesen Morgen hatte ich eine Strecke mit crossigen Elementen und ein paar Trails rausgesucht. Gleich kurz nach dem Start ging es als kleinen Muntermacher im Wieslocher Dämmelwald schon gnadenlos durchs Unterholz. Später dann auf dem alten Fußweg zwischen Nussloch und Baiertal haben wir diesen verlassen, um über eine Wiese und wie die Wilden einen Anstieg in Richtung Wald hochzurennen. Im Wald kannte ich einen schönen kleinen Trail, aber der war leider inzwischen zum ziemlich breiten Trampelpfad mutiert. Und Brombeersträucher haben ihn teilweise überwuchert, so dass es auch den einen oder anderen Kratzer auf der Haut oder gezogene Fäden am Trikot gab. Für echte Wildkatzen sind das aber eher Auszeichnungen. :-)
Am Ausgang der Weißen Hohle
Am Waldsportplatz vorbei und runter in die Senke an der Straße zwischen Nussloch und Maisbach gelangten wir dann zum Einstieg in die Weiße Hohle, einem bekannten Hohlweg. Der Weg führt durch eine stellenweise bis 10 Meter tief im Boden gelegene Wegfurche, an deren Boden Regen und Schmelzwasser außerdem noch eine tiefe Rinne gegraben haben. Da diese Rinne mit den vielen Steinen darin selbst nicht laufbar ist, muss man sich seinen Weg abwechselnd links und rechts davon suchen, teilweise schon an den schrägen Seitenwänden. Diese technisch recht anspruchsvolle Strecke sind wir relativ flott nach oben gelaufen, für die 650 Meter mit einer durchschnittlichen Steigung von über 10% haben wir weniger als 5 Minuten gebraucht. Nach einer kurzen Verschnaufpause oben ging es dann parallel zur Weißen Hohle einen schönen Trail wieder den Berg herab. Hier konnte man nochmal gut die Bodenbeschaffenheit sehen: Lößboden. Bei Trockenheit sandig, bei Nässe sehr rutschig und es bilden sich schnell Furchen. Hier befinden wir uns übrigens am Beginn der Kraichgauer Senke, welche durch das Einsinken des Buntsandsteins, welchen wir in Heidelberg ja gesehen hatten, entstanden ist und in der sich in der Eiszeit dann meterdicker Löß abgelagert hat.
Wieder unten auf dem Wieslocher Weg angekommen, sind wir dann noch auf einem holprigen Forstweg den Wald hinunter zum  Waldgottesdienstplatz gelaufen. Allerdings nur, um auf den schmalen Pfad entlang der Straße zwischen Nussloch und Maisbach zu gelangen, von welchem man einen guten Ausblick über den Kraichgau hat. An einem Parkplatz vor Maisbach kamen wir auf einem schmalen Trampelfpad direkt neben dem Straßengraben aus dem Wald wieder heraus. Die Schritte sollten hier mit Bedacht gesetzt werden, sonst landet man im Graben. Über den Parkplatz ging es dann gleich wieder in den Wald hinein. Zuvor musste aber eine kleine Prüfung absolviert werden: ein kurzer, sehr steiler Anstieg, den man am besten nehmen kann, wenn man mit genügend Anlauf hineinrennt. Eine kleine Einstimmung auf die beim TAR zu erwartenden kleinen Gemeinheiten der Streckenplaner.
Am Waldparkplatz
Auf dem Rückweg ging es dann nochmal rauf zum Nusslocher Waldsportplatz, wo man manchmal Bogenschützen sehen kann. Samstags vormittags trifft man hier aber höchstens Jogger oder Gassigänger. Wenn man oben vom Waldsportplatz wieder hinunter nach Nussloch läuft, dann hat man nochmal einen schönen Panoramablick über das Rheintal. Allerdings sollte man dabei immer dran denken, zu gucken, wo man hinläuft. Auch eine wichtige Sache, die man unbedingt nochmal geübt haben sollte. ;-)


Unten an der Straße führte unsere Route unter der Seilbahn von Heidelberg Cement, mit welcher der im Steinbruch Richtung Baiertal abgebaute Kalkstein nach Leimen ins Zementwerk transportiert wird. Für Läufer sind die Loren manchmal ganz gute Schrittmacher, fahren sie doch konstant in einem flotten, aber laufbaren Tempo. Heute am Samstag ruhte allerdings die Arbeit, so dass die Seilbahn stillstand. Aber wir waren sowieso noch flott zu Fuß und brauchten keine Unterstützung durch schwere Technik. ;-)

Auf den Feldern zwischen Nussloch und Wiesloch haben wir versucht, möglichst abseits der asphaltierten Wege zu laufen. Dabei kam dann auch wieder ein Stück Querfeldein heraus, bzw. genauer gesagt Querwiesein. Laufen auch da, wo keine Wege sind. Das kann man rund um Wiesloch wirklich gut üben, bei der TSG Wiesloch gibt es seit ein paar Jahren auch eine Abteilung Orientierungslauf, wo man das sogar noch perfektionieren kann. Laufen mit Köpfchen und auch unter schlechten Sichtbedingungen. Apropos Sicht: freilich sollte man beim Querfeldeinsport immer etwas schauen, wo man da drüber läuft oder durch fährt, sonst gibt's nämlich noch Ärger mit dem Bauern oder mit dem Förster. :-)

Donnerstag, 16. August 2012

Wildcats am Königstuhl gesichtet - Teil 2

Beim zweiten Teamtraining der Wildcats waren wir wieder in Heidelberg, soviel bergige Natur findet man ja z.B. rund um Wiesloch, etwas weiter südlich von Heidelberg am Rande des Kraichgaus, leider nicht.
Der Weg zum Königstuhl führte uns über die Alte Brücke und die Gassen der Heidelberger Altstadt. Im Burggraben habe ich außer uns aber keine Wildkatzen gesehen, noch nicht einmal der örtliche Revierkater hat sich blicken lassen. Gleich hinter dem Schloss schon der erste Trail, der sich ziemlich steinig den Hang hoch windet. Da musste man als Fußgänger schon sehr aufpassen, aber von oben kam uns hier ein Mountainbiker entgegen. Es war kaum Platz zum ausweichen, aber der Fahrer zeigte eine exzellente Fahrtechnik und die Begegnung war nicht einen Moment kritisch. Die weitere Strecke hatte es in sich. Waren die Trails am Heidelberger Nordufer fast noch verspielt und vergleichsweise klein und fein, geht es hier ordentlich zur Sache. Die Steigung war beachtlich, dazu kam noch ein stellenweise sehr schwieriger Untergrund.
Aufstieg
Ich bin mit langen Schritten den Berg hoch, mit den Händen auf den Oberschenkeln abstützend. Gleich am Anfang verpulvere ich meine Energie ungern, außerdem ist man so kaum langsamer als laufend und mit Tippelschritten. So werden wir es in den Alpen bestimmt oft machen müssen, da macht es Sinn, das gleich mal zu üben. Allzu oft habe ich das noch nicht tun müssen, z.B. auch den Aufstieg zum Stift Neuburg auf der Strecke vom Heidelberger Halbmarathon bin ich immer gelaufen. Aber das ist jetzt etwas ganz anderes: holprige Pfade, die noch steiler sind, wollen mit 2 bis 3 Kilo Zuladung bezwungen werden. Das Wasser in der Trinkblase im Rucksack schwappt hin und her und sorgt für glucksende Geräusche. Nächstes Mal versuche ich es mal mit Luft aus der Trinkblase saugen. Markus meint, das hilft. ;-) Die Strecke war trotz des Schwierigkeitsgrades sehr schön: viele helle Abschnitte, viel Grün und eindrucksvolle Felsen gab es hier zu sehen. Eine ideale Fotokulisse - entsprechend oft hat Markus versucht, das ganze im Bild festzuhalten. Ein paar schöne Fotos sind dabei herausgekommen.
Geschafft!
Oben auf dem Königstuhl wartete gleich die nächste tolle Kulisse: Sonnenuntergang mit Blick hinunter auf Heidelberg und das Rheintal. Nachdem ich schnell die Stöcke heraus geholt und zusammengebaut hatte und erst mal einen Energieriegel kauend ein altes Schätzchen bestaunt hatte (ein gut erhaltenes sehr schönes altes Rennrad, Marke unbekannt und Baujahr schätzungsweise deutlich vor 1990) waren dann zwei Mountainbiker so freundlich, ein Teamfoto vor diesem Ausblick aufzunehmen. Von dem Rad gibt es aber kein Foto, schade... ;-) Viel später hätten wir nicht kommen dürfen, denn die Sonne stand bereits sehr tief und es begann zu dämmern. Und jetzt noch mit dunkler Brille in den Abstieg. Der für mich sowieso immer unangenehmere Teil von Bergläufen: irgendwie muss man da ja auch wieder runter. Gleich das erste Stück kurz unterhalb des Königstuhls, parallel zur Bergbahnstrecke war höllisch. Eigentlich kaum noch ein Weg, mehr eine felsige Holperpiste. Da muss man hochkonzentriert sein, die Stöcke richtig einsetzen und bei den schlechter werdenden Sichtverhältnissen sollte man das Tempo auch entsprechend anpassen. Stürze auf diesem Untergrund gehen sehr unangenehm aus... Dann ging es wieder leicht bergauf. Auf einem ebenen, stellenweise ziemlich zugewachsenen Singletrail (welcher die ganze Steckenführung meiner Meinung gut abrundet und bereichert) ging es leicht bergan in Richtung Gaisberg. Den Gaisbergturm kann man natürlich nicht einfach so links liegen lassen, also sind wir da natürlich auch nochmal hoch. Markus als Kenner der Gegend machte mich darauf aufmerksam, dass der Turm komplett ohne Mörtel gebaut wurde. Sehr eindrucksvoll und wieder eine Gelegenheit für Fotos. Meine Pulsuhr zeigte erstaunliche 1000 kcal Energieverbrauch für die Strecke von bis hierher gerade mal rund 10 Kilometer. Normal sind es bei mir auf 10km so um die 650 kcal, d.h. ca. 50% mehr Energie als auf einer flachen Strecke braucht man. Gut zu wissen, beim TAR muss ich also futtern wie ein Weltmeister. :-)
Dann noch einen Abstecher zum Riesenstein, welcher mich etwas an mein heimisches Elbsandsteingebirge erinnert hat. Hier kann man richtig Klettern üben, allerdings weitgehend ungesichert. Haken habe ich in der Wand nämlich keine gesehen. Entspechend bringen sich die Kletterfreunde Matratzen o.ä. mit, um die vorkommenden Abstürze etwas abzudämpfen. Klar, no risk - no fun (oder no guts - no glory, wie die TAR-Aspiranten sagen würden), aber man muss ja nicht lebensmüde sein. Die Fabel habe ich übrigens nicht geglaubt. Recken, die solche Felsbrocken werfen können, hätten doch ihre Fußabdrücke hinterlassen. Auf dem Heiligenberg habe ich aber keine gesehen. ;-)
Bei Einbruch der Dunkelheit haben wir wieder das Neckarufer erreicht, perfektes Timing. Gut, dass es hier Straßenbeleuchtung gibt und wir diesmal etwas früher losgelaufen sind.

Und das Rätsel um den Mausbachweg vom letzten mal konnte ich lösen. Der Mausbach ist ein Flüsschen in Ziegelhausen, welches gerade renaturiert und bald wieder ganz offen gelegt sein wird. Möglicherweise gab es dort vor langer Zeit einmal viele Mäuse. Aber an den neu entstehenden Bachufern werden sich sicher bald viele Pflanzen- und Tierarten wieder ansiedeln. Und die Mäusepopulation wird davon sicher auch profitieren. Aber ehe sich dorthin wieder europäische Wildkatzen verirren, wird wohl noch viel Wasser den Neckar hinab fließen. Immerhin scheint das Projekt "Wildkatzensprung" des BUND Erfolg gehabt zu haben, auf dem Stromberg wurden 2010 schon wieder welche nachgewiesen und kürzlich wurde wohl auch der Odenwald erreicht. Aber für eine noch weitere Ausbreitung werden gut vernetzte Lebensräume (dichte Waldgebiete) gebraucht. Für eine Weile bleiben also trotz der intensivierten Suche die zweibeinigen Exemplare, die man mit etwas Glück in den Abendstunden berucksackt und bestockt auf unwegsamen Bergpfaden um Heidelberg sichten kann, noch die einzigen Vertreter hier in der Gegend.

Wildcats am Königstuhl gesichtet - Teil 1

Auch diese Woche sind wir für die Wildcats-Runde wieder in Heidelberg gestartet - aus dem Stadtzentrum heraus ist es hier nirgendwo sehr weit bis in den Wald und auf den Berg. Wie letztes Mal begannen wieder an der Bergstrasse im Stadtteil Neuenheim. Doch nachdem wir letzte Woche auf kurzem Weg den Heiligenberg hinaufgestürmt sind, führte uns meine Runde dieses Mal auf den Königstuhl. Beim Schwierigkeitsgrad legte ich bewusst noch etwas drauf - wir wollen uns ja schliesslich für die Alpen vorbereiten! 

Zuerst ging es jedoch locker am Neckar entlang, über die alte Brücke in die Altstadt. Ein bisschen komisch kam ich mir schon vor als wir da so in voller Montur mit Trinkrucksack, Stöcken und allerhand mehr im Rucksack am Neckar an anderen Joggern vorbeiliefen, doch all das Gerödel hatte schon seinen Sinn, müssen wir uns doch langsam auch an das Material gewöhnen, dass wir auf den 8 Etappen mit über die Alpen nehmen werden. Apropos Material: ich hatte mir ein paar Wrightsocks angezogen - Laufsocken unseres neuen Sockensponsors. Ich kann so viel vorweg nehmen, dass diese ihre Aufgabe trotz des schwierigen Untergrunds hervorragend meisterten. Die Gassen der Altstadt liessen wir schnell hinter uns und liefen etwas abseits der Touristenwege vorbei am Glockenturm des Heidelberger Schlosses hinauf in den Burggraben - den sogenannten "Hirschgraben", weil hier früher Hirsche und Bären gehalten wurden .. heute waren hier nur zwei Wildkatzen unterwegs. Gleich oberhalb des Schlosses geht es dann gleich in den ersten kleinen Trail. Normalerweise laufe ich hier nur bergab: das Geläuf ist schon schwierig genug, bergauf mit der Steigung bekam das Ganze nochmal eine zusätzliche Würze. An der Molkenkur konnten wir nach 3 gelaufenen Kilometern erst mal leicht verschnaufen, ging es doch die nächsten Kilometer mit moderater Steigung auf breiten und gut ausgebauten Forstwegen weiter. Bei Kilometer 6 war aber dann Schluss mit lustig: ein schmaler Pfad geht ab hier relativ steil bergauf ins Felsenmeer. Bis zum Gipfel des Königstuhls wurde es nicht mehr wesentlich flacher. Nach wenigen hundert Metern kommt man dann durch das Heidelberger Felsenmeer.
Wildcat im Felsenmeer
Besonders der Abschnitt durch die Blockhalde mit den dicht übereinander liegenden Buntsandsteinfelsen ist absolut sehenswert. Der steile Weg ist abschnittsweise sehr verblockt und mühsam. Ob wir solche Wege sehr oft auf der Transalpine-Strecke erleben werden, weiss ich nicht, aber es ist gut darauf vorbereitet zu sein, deshalb wollte ich diesen Weg mit Michael unbedingt mal gelaufen sein. Im Bereich des Trailrunning gibt es inzwischen eine Diszplin: das Skyrunning. Dieser Weg hier ist auf jeden Fall eine gute Strecke für jemanden, der hier im Odenwald mal für so ein Skyrunning-Rennen trainieren möchte. Nach knapp 8 Kilometern hatten wir dann endlich den Königstuhl, die höchste Erhebung des kleinen Odenwalds, erreicht. Für den folgenden Abschnitt lohnte es sich die Stöcke vom Rucksack zu nehmen. Vorbei an der Station der Bergbahn liefen in einem schmalen Hohlweg talwärts. Noch mehr als im Felsenmeer war jetzt Konzentration gefordert, um auf dem schwierigen Pfad nicht zu stürzen; ein richtiger Stockeinsatz bringt hier etwas Sicherheit. Kurz vor dem asphaltierten Gaiberger Weg hat man den tiefsten Punkt des Trails erreicht und es geht am Hang oberhalb der Strasse auf einem schmalen Pfad gen Gaisberg. Der Weg führte uns vorbei am Arboretum 1 an der Sprunghöhe mit einigen mächtigen amerikanischen Mammutbäumen. Dahinter wartet der letzte kleine Stich mit ein paar Höhenmetern hinauf zum Gaisbergturm. Der Turm wurde im 19ten Jahrhundert ohne Mörtel oder sonstige Bindemittel zwischen den einzelnen Steinen erbaut. Von oben hat man je nach Wetterlage einen schönen Blick in die Rheinebene bis hinüber zum Pfälzerwald. Neben dem Turm geht es in einem flowigen Singletrail gen Tal. Inzwischen wurde es doch schon sehr schattig, die Sonne war inzwischen untergegangen und man musste schon sehr genau hinschauen, wo man hinlief. So war es mir beim nächsten Forstweg dann auch genug. Anstatt Michael in diesem Halbdunkel nochmal über einen weiteren Trail zu leiten, machte ich mit ihm noch einen kurzen Abstecher zum Riesenstein, zwei interessant geformten Sandsteinblöcken an einem ehemaligen, kleinen Steinbruch. Bei der Gelegenheit erzählt ich Michael die kleine Fabel, die es zu diesem Ort gibt: 
 „Auf der rechten Neckarseite, oben auf dem Heiligenberg, hausten einst zwei Riesen, Vater und Sohn. Man sah die beiden oft mitsammen über den Berg gehen. Als der Riesenbub größer geworden war, bat er seinen Vater, auch allein weite Wanderungen machen zu dürfen. "Wenn du zeigst, daß du ein Kerl bist und etwas kannst", sagte der Vater, "habe ich nichts dagegen." Darauf nahm der Vater einen großen Steinblock und schleuderte ihn weithin über den Neckar auf den Gaisberg. "Mach's auch so, wenn du's kannst", bemerkte er zu seinem Sohne. Der junge Riese nahm einen gleichgroßen Felsblock und warf ihn in derselben Richtung, so daß er genau auf den vom Vater geschleuderten Block fiel. Darauf erlaubte ihm der Vater, in die Welt hinauszuwandern. Die Felsblöcke liegen heute noch auf dem Gaisberg übereinander, wie sie einst geworfen wurden. Man nennt sie jetzt: "der Riesenstein".“ (Autor nicht bekannt)
Vom Riesenstein führt der Weg auf befestigten Serpentinen hinunter in die Heidelberger Altstadt. Durch die Gassen geht es dann flach wieder zurück zu unserem Ausgangpunkt am anderen Neckarufer.

Wiedermal ein schöner Lauf der „Wildcats“. Ich kannte die Strecke ja vorher schon und wusste was uns erwartet. In dieser Form hatte ich die Strecke allerdings bisher auch noch nicht gelaufen – ich laufe Wege selten zweimal und suche mir immer wieder gerne neue Wege und Kombinationen. Die Route, wie ich sie diesmal gewählt habe, hat zwar einige flache Passagen, aber sie eignet sich aufgrund der teils sehr technischen Abschnitten und der doch recht hohen Steigungsprozente in der ersten Hälfte nicht zum Kilometer machen. Aber als Trailläufer rechnet man sowieso weniger in Distanzen als in gelaufener Zeit. Im Ziel war ich auf jeden Fall gut bedient. Wer technische Trails liebt, wird hier auf jeden Fall seinen Spass haben – gutes Schuhwerk vorausgesetzt!

Donnerstag, 9. August 2012

Wildcats am Heidelberger Nordufer - Teil 2

Beim ersten gemeinsamen Teamtraining hatte Markus auf seine Heimstrecken eingeladen. Das allermeiste kannte ich gar nicht, bei vielen Dingen sagte mir noch nicht einmal der Name etwas. Von manchen Trails hatte ich schon Fotos gesehen - aber wie würden sie wohl aus der eigenen Perspektive aussehen? Ich muss sagen, ich bin sehr positiv überrascht gewesen, was mir da bisher alles verborgen geblieben ist und wie das "Geläuf" dort beschaffen ist. Das sind zweifelsfrei richtig anspruchsvolle Trails, kein Kinderkram! Und mit vielen tollen Ausblicken auf Heidelberg. Einfach traumhaft. Markus hat die vielen Namen genannt. Manches könnte natürlich Fragen aufwerfen, z.B. warum der Guckkastenweg ausgerechnet Guckkastenweg heißt, der Zollstockweg überhaupt nicht genau vermessen aussah oder wieso nach dem Mausbachweg nicht gleich der Katzenweg (oder Wildkatzenlehrpfad) kommt. Aber das klären wir ein anderes mal. ;-)

Mir geht ein Licht auf...
Ich habe meine Stöcke zum Ausprobieren mitgenommen, z.B. um bei den Bergabpassagen die Knie etwas zu entlasten. So jedenfalls der Plan. In der Praxis konnte ich sie dort kaum einsetzen, z.B. weil es dort oft sehr flott vorwärts ging und ich nicht die Übung habe, dort auch noch die Stöcke zu koordinieren. Ärgerlich war die etwas lose Steckverbindung der leichten Carbonstöcke, so dass sie mir fast auseinandergefallen sind. Und ich habe festgestellt, dass ich mit Stöcken ziemlich zum Wandern tendiere, d.h. wenn man nicht aufpasst, dann sinkt das Tempo spürbar. Aber fürs Überleben beim Transalpine Run vielleicht auch nicht das verkehrteste. Markus hat seine Kamera mitgeschleppt und viele Fotos gemacht. Wahrscheinlich hätten wir bei der einsetzenden Dämmerung und den schlechten Lichtverhältnissen einfach noch viel langsamer machen müssen, um noch halbwegs scharfe Bilder zu bekommen. ;-) So sind viele Schnappschüsse unscharf geworden. Das sieht dann zwar sehr dynamisch aus, aber leider ist kaum was drauf zu erkennen. Und bei so einem gemeinsamen Teamtraining hat man auch viel Zeit, z.B. den bevorstehenden TAR durchzusprechen. Was erwartet uns wohl? Wie lief es bei den Veranstaltungen in den Vorjahren ab? Welche Ausrüstung ist für welchen Zweck am besten? Was machen wir in welcher Situation? Da gibt es auch noch viel zu klären, die zwei Stunden haben da nicht ausgereicht. Zum Beispiel sind logistische Probleme, wie was bekommen wir alles in der großen Tasche unter (d.h. was können wir überhaupt mitnehmen) und was schleppen wir alles im Rucksack mit über die Berge noch nicht abschließend geklärt. Von daher brauchen wir da unbedingt noch weitere Teamtrainings. :-)

Wildcats am Heidelberger Nordufer - Teil 1

Die Vorbereitung auf den Transalpine-Run haben sich Michael und ich sicher beide etwas anders vorgestellt. Doch nachdem wir beide uns in den letzten Wochen und Monaten mit verschiedenen Verletzungen rumgeplagt haben, hat es nun endlich mit dem ersten gemeinsamen Lauf auf den Hometrails der „Wildcats“ geklappt. Als Premiere habe ich ihm dann gleich mal ein schönes Potpourri aus ein paar technischen Trails, landschaftlichen wie auch touristischen Highlights und einem anspruchsvollen Profil am Heidelberger Nordufer aufgetischt, das mitunter schon recht nah daran kommt an das, was uns beim TAR erwarten wird.

Treppenlauf auf dem Heiligenberg
Start und Ziel ist an zentraler Stelle in Heidelberg an der Bushaltestelle Bergstrasse. Von hier geht es ohne Gnade gleich in den Berg hinauf zum berühmten Philosophenweg. Auf der Strasse kann man Schriftzüge vom hiesigen Halbmarathon und Triathlon erkennen, deren Strecken hier ebenfalls hinaufführen. Am Philosophengärtchen angekommen zweigen wir von den Strecken allerdings gleich ab und laufen hoch zur Bismarcksäule – einem kleinen Turm, von deren Spitze aus man  einen schönen Blick über Heidelberg und das Rheintal hat. Wir lassen den Turm heute aber rechts liegen und laufen gleich weiter. Über den weniger bekannten Oberen Philosophenweg und das Fuchsrondell, mit einer tollen Aussicht auf Heidelberg, laufen wir zur Thingstätte auf den Heiligenberg. Etwas oberhalb drehen wir eine kurze Runde um die Klosterruine der Michaelsbasilika. Von hier geht es auf einem Singletrail über den Ringwall einer alten keltischen Siedlung kurz bergab bis wir kurz darauf auf einem weiteren Trail wieder bergauf bis zum Zollstock laufen. Von der Schlossblickhütte am Zollstock führt uns der Weg über einen schmalen Waldpfad zur grossen Kreuzung an der Holdermanns-Eiche. Ab hier wird es wieder etwas technischer: auf einem steinigen Trail geht es nun bergab bis zur Mausbachquelle. Auf dem Oberen Mausbachweg angekommen kann man kurz etwas abschalten: auf dem breiten Forstweg geht es hinüber zur Kreuzung an der Kühruh. Über einem kleinen Pfad kommt man wieder auf den Philosophenweg. Hinter der Moltke-Hütte biegen wir auf den Oberen Guckkastenweg ein – aus meiner Sicht ein sehr schöner Flowtrail, wobei man an den zu überquerenden Rinnsalen etwas aufpassen muss, dass man auf den feuchten Steinen nicht ausrutscht. Den trailigen Abschluss unserer Runde bildet dann der parallel etwas tiefer verlaufende Untere Guckkastenweg: dieser ist deutlich weniger „flowig“, warten doch einige schwierigere Passagen auf dem recht ausgesetzten Weg über dem Neckartal auf einen. Bevor uns der Weg hinab ins Tal führt, biegen wir ab und machen auf den zahlreichen Serpentinen hoch zur Küblerwiese nochmal einige Höhenmeter. Hier oben hat man es dann geschafft und kann es am Philosophenweg mit Blick auf Heidelberger Altstadt und Schloss in Ruhe ausrollen lassen.
Wildkatzen am Philosophenweg

Die Wildcats haben ihrem Namen beim ersten Lauf alle Ehre gemacht: geschmeidig haben wir uns auch über schwierige Wege gekämpft. Das Tempo war während des ganzen rund zweistündigen Laufs kein Thema, was zeigt, dass wir hier auch als Team gut funktionieren. Noch etwas vertrauter werden müssen wir mit dem neuen Material, dass noch nicht überall unseren Wünschen entspricht und ggf. kleinerer Anpassungen bedarf.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Wie Weihnachten ..

Es muss nicht immer in der Weihnachtszeit sein, wenn grosse Pakete zuhause bei einem eintrudeln. Und wenn man diese dann noch sehnlichst erwartet hat, dann fühlt man sich fast wieder wie ein Kind, wenn der grosse Karton endlich da ist und man das Paket aufmachen darf.
Paket aus Frankreich
In diesem Fall kam das Paket von unserem französischen Partner Raidlight. Der 1999 gegründete von dem Trailrunner Benoit Laval gegründete französische Hersteller versteht sich als Produzent für leichte, ergonomische Outdoor-Produkte zu akzeptablen Preisen. Er greift dabei auch auf bei uns noch nicht so bekannte Materialien wie beispielsweise Bambus zurück. Respekt für das Produkt und Leidenschaft werden beim Hersteller gross geschrieben. Und wenn es heisst "diese Produkte sind fürs Abenteuer gemacht", dann kann ich das nach meinen sehr positiven Erfahrungen im Frühjahr guten Gewissens nur bestätgen. 

Erste Bekanntschaft mit den Produkten habe ich letztes Jahr bei verschiedenen Läufen im frankophilen Raum gemacht. Besonders die Rucksäcke sind dort relativ weit verbreitet und machen qualitativ sowie von ihrer Funktionalität auf mich einen guten Eindruck. Als Michael und ich uns dann im Frühjahr nach adäquatem Material für den Transalpine-Run umschauten, kam mir dann zwangsläufig wieder dieser Hersteller in den Sinn. Wir bestellten probeweise je ein Lauftrikot und ich mir auch noch eine Hose.
Unser Teamtrikot
Die Hemden überzeugten uns auf ganzer Linie: leicht, sehr angenehm zu tragen und funktional. Der hohe Kragen der Hemden verhindert beispielsweise das Scheuern von Rucksackgurten am Hals, dank dem Reissverschluss hat man bei dem ohnehin schon gut durchlüfteten Hemd auch bei wärmeren Temperaturen eine zusätzliche Frischluftzufuhr. Und wer noch eine kleine Tasche braucht, findet auch diese in Hemd und Hose. Sie trocknen schnell und zudem sind die Hemden nach mehrmaligem Tragen ohne Wäsche immer noch sehr geruchsneutral und fangen nicht gleich an zu müffeln. Ausser im Training habe ich das Raidlight-Trikot bereits beim meinen drei Läufen in Paris, auf Mallorca und in Heidelberg getragen und bin absolut überzeugt, dass wir hier eine gute Wahl getroffen haben. Auch das weitere Sortiment von Raidlight ist durchdacht und funktional, was die vielen hervorragenden Testergebnisse in Fachzeitschriften bestätigen. Genau der richtige Partner also für uns, da wir noch einiges an Material für den Lauf zu ergänzen hatten und natürlich auch einheitlich als Team auftreten wollen. Das Abenteuer kann bald kommen!

Sonntag, 22. Juli 2012

Abstecher in die Chiemgauer Alpen




Um mich mit dem alpinen Gelände etwas anzufreunden, meine Schwindelfreiheit zu testen und so weiter habe ich mich zu einem Abstecher in die Chiemgauer Alpen entschlossen. Ich bin der Einladung einer guten Freundin und deren Ehemann gefolgt, die beide passionierte Kletterer und Läufer sind und von unserem Vorhaben im September ziemlich begeistert sind. Untergebracht waren wir in Reit im Winkl, was strategisch günstig zwischen Kampenwand und Ruhpolding, unserem Startort beim Transalpine Run, gelegen ist.

Bei kleineren Abstechern habe ich die teilweise extremen Steigungen ausprobiert und meine Form etwas getestet. Am Freitag war das Wetter unbeständig und wir sind vom Parkplatz in Aschau zu einer wolkenverhangenen Kampenwand aufgebrochen. 
Eine Wanderung zwar nur, aber eine Steigrate beim Aufstieg von über 700 Metern pro Stunde verdeutlicht das relativ flotte Wandertempo mit leichtem Gepäck wahrscheinlich ganz gut.



Das letzte Stück zum 1664m hohen Ostgipfel führte über Felsen, ein mit Drahtseil gesichertes ausgesetztes Wegstück und erfordert gewisse Kletterfähigkeiten. Im Laufschritt kommt man dort jedenfalls nicht durch, Aufstieg fast in Zeitlupe. Oben am Gipfelkreuz war nach über 1000 Metern Aufstieg wegen der Wolken kein Blick zum Chiemsee möglich. Aber da es während der ganzen Zeit nicht geregnet hat, sind wir wenigstens trocken geblieben und haben keinen Grund zur Unzufriedenheit.

 
Bei der kurzen Rast auf dem Gipfel haben erstmal ziemlich aufdringliche und clevere Dohlen einen Teil der Verpflegung als Tribut gefordert, aber damit war hoffentlich das Glück beim Abstieg gesichert. Der Abstieg war fast noch langsamer als der Aufstieg, was aber laut Wolfgang, einem erfahrenen Kletterer, in diesem Gelände normal ist. Dabei habe ich auch Erfahrungen mit dem Stockeinsatz zur Unterstützung gemacht. Mit den geliehenen Alustöcken war ich zufrieden, meine Raidlight Carbon-Stöcke sind hoffentlich genauso gut und noch leichter. 


Am Samstag haben wir noch Ruhpolding etwas erkundet. Witzigerweise weiß man dort scheinbar nicht allzuviel vom Transalpine Run, wir konnten jedenfalls von den von uns Befragten nicht viele Informationen dazu bekommen. Weil das Wetter noch unbeständiger als am Freitag war und die genaue Route der ersten Etappe für uns nicht genau bekannt war bzw. die interessanten Abschnitte erst ein ganzes Stück von Ruhpolding entfernt liegen, haben wir auf einen Testlauf verzichtet.
Neben diesem kleinen Abstecher in den Chiemgau trainiere ich mittlerweile wieder voll und hoffe auf eine erfolgreiche Generalprobe Anfang August mit Markus zusammen an der Zugspitze.

Freitag, 6. Juli 2012

Abwechslung für Körper und Geist

Ein kleiner Rückblick auf meine letzten Trainingswochen - seit meinem letzten Bericht ist inzwischen schon einiges an Wasser den Neckar hinuntergeflossen. Nach den 4 Ultramarathons und dem Heidelberger Halbmarathon war ich körperlich aber auch mental etwas müde und brauchte eine Pause. Dies war auch alles genau so geplant: der Ultratrail auf Mallorca sollte schliesslich schon so was wie meine Generalprobe für den Transalpine-Run sein.

Den Mai machte ich komplett wettkampffrei: auch keine superlangen Läufe mehr, anstatt dessen mehr Radfahren und Schwimmen - Hauptsache etwas Abwechslung für Geist und Körper. Nachdem ich mich Mitte Mai körperlich wieder so halbwegs erholt hatte, begann ich mit einer intensiven Triathlon-Vorbereitung. Das hiess nach meinem Lauffokus im Frühjahr in diesem Fall insbesondere Einheiten auf dem Zeitfahrrad. Ob ich den Wechsel vom eher extensiven Laufen zum eher intensiven Triathlon bei meinem ersten Kurzdistanztriathlon Anfang Juni rechtzeitig hinbekommen würde, war mir nicht klar - aber einen Versuch war es wert. Durch die viele extensive Lauferei im Frühjahr hatte ich auf jeden Fall Tempo verloren und das wieder etwas zurückzuerlangen, würde sicher nicht von Nachteil sein. Der Wechsel gelang: bei dem Kurzdistanztriathlon im Elsass verbesserte ich trotz Wetterskapriolen sowohl meine bisherigen Schwimm- wie auch meine Laufzeit auf diesem Kurs. Beim Radfahren kam ich nicht ganz an meine Bestzeit ran, was aber auch an Regen und Wind gelegen haben mag. Bestätigt darin, dass mein für einen Triathleten doch sehr ungewöhnliches sportliches Programm im Frühjahr meiner Form nicht abträglich war, stand eine Woche der Triathlon im Kraichgau auf dem Plan - gleichzeitig offizielle Europameisterschaft über die Mitteldistanz. Auch hier konnte ich ganz gut mithalten: mit meiner Schwimmzeit war ich weniger zufrieden, doch die abermals relativ gute Platzierung zeigte, dass ich das Schwimmen noch nicht ganz verlernt hatte. Beim Radfahren büsste ich einige Plätze eine, doch summa summarum war ich auch hier mit meiner Performance nicht unzufrieden. Die Laufstrecke in Bad Schönborn liegt mir nicht sonderlich, so schaffte ich dort gerade mal einen 5 Minuten Schnitt pro Kilometer - aus meiner Sicht die einzig etwas enttäuschende Disziplin. Vielleicht war das auch einfach Restmüdigkeit von der Kurzdistanz eine Woche zuvor. Mit meiner Gesamtplatzierung konnte ich Anbetracht der Vorbereitung ganz zufrieden sein. Nun steht am Wochenende der letzte Triathlon für dieses Jahr auf dem Programm, dann beginnt nach einer kurzen Regenerationsphase die intensive Vorbereitung auf den Transalpine-Run. Trailläufe gehören sowieso nach wie vor zu meinem wöchentlichen Trainingsprogramm, nur sind sie derzeit nicht ganz so lange und technisch anspruchsvoll wie noch im Frühjahr. Die Technik wird dann ab Mitte Juli wieder trainiert – dann auch wieder das ein oder andere Mal in den Alpen. Der zwischenzeitliche Disziplinen-Wechsel hat mir auf jeden Fall etwas gebracht: ich bin wieder schneller geworden und die Lust auf schöne, längere Trailläufe ist nach einigen flachen und eher langweiligen Laufeinheiten inzwischen wieder gross.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Sportliches Doppel im April

Barranc de Biniaraix
Während Michael seine Verletzung auskurieren musste, machte ich im April einen „sportlichen Doppelwhopper“. 3 Wochen nach dem Traillauf in Paris war ich im Nachbarland Spanien beim Ultra Mallorca Serra de Tramuntana am Start. Der Lauf führt vom westlich gelegenen Anthratx über Valldemossa, Deia, Soller, Kloster Lluc in das im Nordosten der Insel gelegene Pollenca.
Am Ende standen auf meiner GPS-Uhr knapp 110 Kilometer und 4950 Höhenmeter zu Buche, das Ganze bei nahezu optimalen Bedingungen und herrlichem Frühlingswetter in etwas mehr als 20 Stunden. Landschaftlich ist die Streckenführung erste Sahne: am Küstenstreifen und oben im Hochgebirge gibt es herrliche Ausblicke auf Insel und Meer, weiter im Landesinneren bekommt man etwas mehr Einblicke in das Inselleben im Tramuntana-Gebirge. Einige der zu durchlaufenen Ortschaften sind auch für weniger sportliche Touristen ein beliebtes Ausflugsziel. Ein ausführlicher Bericht zu dem Lauf wird in der nächsten ULTRAMARATHON erscheinen.
Sierra de Cuber
Um den nicht vorweg zu nehmen, liefere ich den Bericht hier zu einem späteren Zeitpunkt nach. So viel sei zumindest gesagt: als Testlauf für den Transalpine-Run hat der Lauf seinen Zweck auf jeden Fall erfüllt. Ich weiss jetzt, worauf ich mich beim Material verlassen kann und wo ich noch etwas verbessern muss. Auch was meine Verpflegungsstrategie angeht, bin ich einen Schritt weiter.
Bucht von Pollenca
Das Rennen war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, ist absolut empfehlenswert und war alle Mühen wert.

Eine Woche darauf folgte der Heidelberger Halbmarathon. Das Rennen verläuft zwar in Teilen durch den Wald, doch bei den Wegen dort handelt es sich um gut ausgebaute Forstwege, deshalb passt dieser Lauf weniger in die Kategorie Trail-Running als viel mehr in die Bereich Panoramalauf. Mit der Überquerung der Alten Brücke, der Schleife durch den beliebten Stadtteil Neuenheim, Philosophenweg und Schloss-Wolfsbrunnenweg und dem Zieleinlauf vor der Alten Universität in der Altstadt sind definitiv einige Highlights der Stadt am Neckar dabei. Besonders am Neckar, auf dem Philosophenweg und später am Schloss bieten sich einem einige tolle Panoramen. Mit über 400 Höhenmetern gehört dieser Lauf sicher zu den anspruchsvolleren Läufen, die man hierzulande auf dieser Distanz machen kann. Seit einigen Jahren wird in Wellen gestartet, die erste Gruppe setzt sich um 9:15 Uhr in Bewegung, die Gruppen dahinter starten dann mit jeweils 5 Minuten Abstand. Nach dem Ultra Mallorca Serra de Tramuntana ging es dieses Jahr für mich primär ums ankommen, eigentlich war der Lauf ja als gemeinsames Team-Event von Michael und mir geplant. Meine Füsse hatten sich gerade wieder soweit erholt, dass ich wieder gut laufen konnte. Nach dem Start hielt ich mich erstmal zurück und lief mit einem Kollegen. Mangels Training war ihm das aus meiner Sicht eher lockere Anfangstempo doch etwas zu hoch, so war ich hinter der Alten Brücke noch vor den ersten Steigungen dann doch alleine unterwegs. Hier auf der Nordseite des Neckars war es heute relativ schwülwarm, offenbar zu warm für einige, denn schon bald sammelte ich einen nach dem anderen ein. Am ersten Anstieg hält man sich besser noch zurück – die nächsten werden noch hart genug. Nach einer vom Trubel der Stadt weitgehend unberührten Bergabpassage im Mausbachtal geht es am Kloster Stift Neuburg in eine wenige hundert Meter kurze aber steile Rampe; so steil, dass die Ersten auf diesem Abstieg lieber gehen anstatt zu laufen. Beim Blick zurück kann man die Altstadt mit Alter Brücke idyllisch am Anfang des Neckartals liegen sehen. Oben erwartet einen eine grössere Zuschauermenge, die um die Schwierigkeit dieses Anstiegs weiss und jeden Ankömmling frenetisch anfeuert. Hinter der Verpflegung folgt dann eine schnelle vollkommen asphaltierte Passage in den Stadtteil Ziegelhausen. Am Ende des kleinen Ortskerns läuft man auf der Brücke über den Fluss in den Stadtteil Schlierbach. Erst flach am Neckar entlang geht es dann bei Kilometer 16 in den letzten Anstieg. Auf der folgenden (ebenfalls komplett asphaltierten) Passage fällt zumeist eine Vorentscheidung um den Sieg und das Gelingen des Laufes. Für mich zahlte sich hier das ruhige Anfangstempo aus, kam ich doch im Vergleich zu anderen Jahren recht gut hier hinauf - die moderate aber lange Steigung bis hinüber zum Heidelberger Schloss kann einen in müdem Zustand schon ganz schön mürbe machen. Ist man dann erstmal am Schloss, ist das fast wie eine Erlösung, denn von hier geht es nur noch bergab - teilweise jedoch auf Kopfsteinpflasterpassagen. Der Lauf durch das Zuschauerspalier in der Heidelberg Hauptstrasse gleicht dann für all diejenigen, die es bis hier hin geschafft haben, einem kleinen Triumpflauf. Ich für meinen Teil kam dieses Jahr mit 1:41 Std. rein. Zwar war das eines meiner schlechtesten Resultate in Heidelberg, doch eine Woche nach dem Ultratrail auf Mallorca war das mit dem doch eher zurückhaltenden Tempo mehr als zufriedenstellend. Der Lauf hat auf jeden Fall wieder grossen Spass gemacht, nur schade, dass Michael nicht mit von der Partie war.