Beim zweiten Teamtraining der Wildcats waren wir wieder in
Heidelberg, soviel bergige Natur findet man ja z.B. rund um
Wiesloch, etwas weiter südlich von Heidelberg am Rande des
Kraichgaus, leider nicht.
Der Weg zum Königstuhl führte uns über die Alte Brücke und die
Gassen der Heidelberger Altstadt. Im Burggraben habe ich außer uns
aber keine Wildkatzen gesehen, noch nicht einmal der örtliche
Revierkater hat sich blicken lassen. Gleich hinter dem Schloss schon
der erste Trail, der sich ziemlich steinig den Hang hoch windet. Da
musste man als Fußgänger schon sehr aufpassen, aber von oben kam uns
hier ein Mountainbiker entgegen. Es war kaum Platz zum ausweichen,
aber der Fahrer zeigte eine exzellente Fahrtechnik und die Begegnung
war nicht einen Moment kritisch. Die weitere Strecke hatte es in
sich. Waren die Trails am Heidelberger Nordufer fast noch verspielt
und vergleichsweise klein und fein, geht es hier ordentlich zur Sache. Die
Steigung war beachtlich, dazu kam noch ein stellenweise sehr
schwieriger Untergrund.
Ich bin mit langen Schritten den Berg hoch,
mit den Händen auf den Oberschenkeln abstützend. Gleich am Anfang
verpulvere ich meine Energie ungern, außerdem ist man so kaum
langsamer als laufend und mit Tippelschritten. So werden wir es in
den Alpen bestimmt oft machen müssen, da macht es Sinn, das gleich
mal zu üben. Allzu oft habe ich das noch nicht tun müssen, z.B. auch
den Aufstieg zum Stift Neuburg auf der Strecke vom Heidelberger
Halbmarathon bin ich immer gelaufen. Aber das ist jetzt etwas ganz
anderes: holprige Pfade, die noch steiler sind, wollen mit 2 bis 3
Kilo Zuladung bezwungen werden. Das Wasser in der Trinkblase im
Rucksack schwappt hin und her und sorgt für glucksende Geräusche.
Nächstes Mal versuche ich es mal mit Luft aus der Trinkblase saugen.
Markus meint, das hilft. ;-) Die Strecke war trotz des
Schwierigkeitsgrades sehr schön: viele helle Abschnitte, viel Grün
und eindrucksvolle Felsen gab es hier zu sehen. Eine ideale
Fotokulisse - entsprechend oft hat Markus versucht, das ganze im
Bild festzuhalten. Ein paar schöne Fotos sind dabei herausgekommen.
Oben auf dem Königstuhl wartete gleich die nächste tolle Kulisse:
Sonnenuntergang mit Blick hinunter auf Heidelberg und das Rheintal.
Nachdem ich schnell die Stöcke heraus geholt und zusammengebaut
hatte und erst mal einen Energieriegel kauend ein altes Schätzchen
bestaunt hatte (ein gut erhaltenes sehr schönes altes Rennrad, Marke
unbekannt und Baujahr schätzungsweise deutlich vor 1990) waren dann
zwei Mountainbiker so freundlich, ein Teamfoto vor diesem Ausblick
aufzunehmen. Von dem Rad gibt es aber kein Foto, schade... ;-) Viel
später hätten wir nicht kommen dürfen, denn die Sonne stand bereits
sehr tief und es begann zu dämmern. Und jetzt noch mit dunkler
Brille in den Abstieg. Der für mich sowieso immer unangenehmere Teil
von Bergläufen: irgendwie muss man da ja auch wieder runter. Gleich
das erste Stück kurz unterhalb des Königstuhls, parallel zur
Bergbahnstrecke war höllisch. Eigentlich kaum noch ein Weg, mehr
eine felsige Holperpiste. Da muss man hochkonzentriert sein, die
Stöcke richtig einsetzen und bei den schlechter werdenden
Sichtverhältnissen sollte man das Tempo auch entsprechend anpassen.
Stürze auf diesem Untergrund gehen sehr unangenehm aus... Dann ging
es wieder leicht bergauf. Auf einem ebenen, stellenweise ziemlich
zugewachsenen Singletrail (welcher die ganze Steckenführung meiner
Meinung gut abrundet und bereichert) ging es leicht bergan in
Richtung Gaisberg. Den Gaisbergturm kann man natürlich nicht
einfach so links liegen lassen, also sind wir da natürlich auch
nochmal hoch. Markus als Kenner der Gegend machte mich darauf
aufmerksam, dass der Turm komplett ohne Mörtel gebaut wurde. Sehr
eindrucksvoll und wieder eine Gelegenheit für Fotos. Meine Pulsuhr
zeigte erstaunliche 1000 kcal Energieverbrauch für die Strecke von bis hierher
gerade mal rund 10 Kilometer. Normal sind es bei mir auf 10km so um
die 650 kcal, d.h. ca. 50% mehr Energie als auf einer flachen
Strecke braucht man. Gut zu wissen, beim TAR muss ich also futtern
wie ein Weltmeister. :-)
Dann noch einen Abstecher zum Riesenstein, welcher
mich etwas an mein heimisches Elbsandsteingebirge erinnert hat. Hier
kann man richtig Klettern üben, allerdings weitgehend ungesichert.
Haken habe ich in der Wand nämlich keine gesehen. Entspechend
bringen sich die Kletterfreunde Matratzen o.ä. mit, um die
vorkommenden Abstürze etwas abzudämpfen. Klar, no risk - no fun
(oder no guts - no glory, wie die TAR-Aspiranten sagen würden), aber
man muss ja nicht lebensmüde sein. Die Fabel habe ich übrigens nicht
geglaubt. Recken, die solche Felsbrocken werfen können, hätten doch
ihre Fußabdrücke hinterlassen. Auf dem Heiligenberg habe ich aber
keine gesehen. ;-)
Bei Einbruch der Dunkelheit haben wir wieder das Neckarufer
erreicht, perfektes Timing. Gut, dass es hier Straßenbeleuchtung
gibt und wir diesmal etwas früher losgelaufen sind.
Und das Rätsel um den Mausbachweg vom letzten mal konnte ich lösen.
Der Mausbach ist ein Flüsschen in Ziegelhausen, welches gerade
renaturiert und bald wieder ganz offen gelegt sein wird. Möglicherweise gab es dort vor langer Zeit einmal viele Mäuse. Aber
an den neu entstehenden Bachufern werden sich sicher bald viele
Pflanzen- und Tierarten wieder ansiedeln. Und die Mäusepopulation wird davon
sicher auch profitieren. Aber ehe sich dorthin wieder europäische Wildkatzen verirren, wird wohl noch viel Wasser den Neckar hinab fließen. Immerhin scheint das Projekt "Wildkatzensprung" des BUND Erfolg gehabt zu haben, auf dem
Stromberg wurden 2010 schon wieder welche nachgewiesen und kürzlich wurde wohl auch der Odenwald erreicht. Aber
für eine noch weitere Ausbreitung werden gut vernetzte Lebensräume
(dichte Waldgebiete) gebraucht. Für eine Weile bleiben also trotz der intensivierten Suche die zweibeinigen Exemplare, die man mit etwas Glück in den Abendstunden berucksackt und bestockt auf unwegsamen Bergpfaden um Heidelberg sichten kann, noch die einzigen Vertreter hier in der Gegend.
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