Samstag, 31. März 2012

Eco-Trail de Paris Ile-de-France

Der Frühling kommt - das letzte Wochenende war wieder ein Traum: Sonnenschein und Temperaturen über 20°C -so muss Frühling sein. Auf mich wartete meine erste Wettkampfreise der noch jungen Saison. Sie führte mich ca. 540 Kilometer gen Westen in die Stadt der Liebe und des Lichts: zum Eco-Trail de Paris Ile-de-France. Dass ich dabei neben dem Sport auch eine schöne Portion Kultur bekam und meine Kenntnisse der französischen Sprachen wieder etwas auffrischen konnte, war ein schönes Extra, das den Lauf umso attraktiver machte. 

Die Veranstalter des Eco-Trail haben es sich zur Aufgabe gemacht, das kulturelle Erbe der Ile-de-France zu pflegen und bekanntzumachen. So führen die verschiedenen Strecken dieses Laufes an zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Region vorbei. Folgerichtig wird auch ein Teil der Einnahmen zur Sanierung und Renovierung von ebensolchen kulturellen Gütern gespendet. Damit auch die Athleten nicht zu kurz kommen, wurde nichts unversucht gelassen, um den Athleten zur 5. Ausgabe wieder eine rundum gut organisierte Veranstaltung und attraktive Strecke zu bieten. Und in der Tat: organisatorisch gab es wirklich so gut wie nichts auszusetzen. Der Kurs führte uns zu grossen Teilen durch Wälder und Parks, vom Trubel um Frankreichs Hauptstadt blieben wir weitgehend verschont. Die Strecke war gut markiert, verlaufen war kaum möglich. Die Helferwagen engagiert und versprühten passendem zum Frühlingswetter gute Laune. Die Verpflegungsstellen waren hervorragend ausgestattet, nur über den Geschmack des gereichten Iso-Getränks kann man unterschiedlicher Meinung sein. Wie der Name des Laufs schon suggeriert, wurde auf mehr als bei anderen Veranstaltungen an die Umwelt gedacht: so wurden Getränke nicht in Bechern ausgegeben, sondern die Läufer wurden angehalten ihre Becher selbst mitzuführen. Im Starterbeutel gab es ausserdem eine kleine Tasche, die sich hervorragend zum Entsorgen etwaiger Verpackungen eignete. Sehr vorbildlich! Angeboten wurden unterschiedliche mehrere Strecken: die Ultras hatten die Wahl zwischen 80 und 50 Kilometern. Auf meiner 50-Kilometer Strecke gab es lediglich 2 Verpflegungsstellen. Da das vorher bekannt war und zur Pflichtausstattung auch ein entsprechende Ausstattung gehört, war das aber kein Problem. Dafür waren die Verpflegungsstellen auch sehr gut ausgestattet und man musste auch nicht Schlange stehen wie bei anderen Veranstaltungen. 

Eröffnungsrunde am Bassin d’Apollon
Da ich den Lauf mehr als Vorbereitungslauf für kommende, längere Wettkämpfe sah und mir die 50-km Strecke mit ihrem Startpunkt im Park des Schlosses von Versailles am interessantesten erschien, meldete ich mich entschied ich mich gegen den langen Kanten mit 80 km und wählte die 50er Distanz, die wie sich herausstellen sollte noch genügend Herausforderung sein sollte. Wie man am morgendlichen Sprachengewirr im Starterfeld hören konnte und an den Flaggen auf den Startnummern auch sehen konnte, kamen die Teilnehmer aus allen Herren Ländern. Nach dem Start ging es beobachtet von zahlreichen Ausflüglern und anderen unbeteiligten Sportlern auf breiten Baumalleen um das grosse Bassin d’Apollon herum. Hat man den Park und Versailles nach den ersten flachen Kilometern verlassen, geht es ohne weitere Umschweife auf schmaleren Trails direkt in die Wälder und umliegenden Hügel. Bis Kilometer ungefähr Kilometer 42 sollten wir die dann nur noch vereinzelt verlassen. Von der Wegbeschaffenheit ist von breiten Forstwegen bis zu schmalen Trails alles dabei. Berge findet man hier zwar keine, doch flach geht anders: Steigungen hat es genügend und wer hier ohne Gehpause jede Rampe hinauslaufen will, sollte wirklich fit sein. Was meine Mitläufer anging, hatte ich den Eindruck, dass hier tendenziell mehr Traillaufanfänger unterwegs waren, die in den etwas schwierigeren Bergabpassagen eher langsamer agierten. Für Anfänger war der Lauf trotzdem ideal - richtig schwere Trias waren nicht dabei - das habe ich bspw. beim L'Infernal in den Vogesen schon ganz anders erlebt. Nur vereinzelt streift man auf dem Weg in nach Paris die Vororte der Millionenmetropole. Sobald man den Wald verlässt, sind immer ein paar Helfer da, die einem gleich den richtigen Weg weisen - verlaufen ist hier nicht. Immer wieder geht es auch mal durch kleinere und grössere Parkanlagen mit ihren typischen Baumalleen und kleineren Seen. Ziel aller angebotenen Distanzen ist der Eiffelturm an der Seine. 10 Kilometer vor dem Ziel bekommt man den Turm von der zweiten Verpflegungsstelle an der Domäne National de Saint-Cloud erstmals zu sehen. Bis hierhin hat man meisten Höhenmeter auch hinter sich. Leider ist hier ebenso der Trailspass nahezu beendet. Die letzten Kilometer über die Ile Saint-Germain und die Quais de Seine sind zu grossen Teilen auf Asphalt oder gut befestigten Wegen. Trotzdem ist die Strecke so allemal schöner als irgendein Stadtmarathon auf breiten Motorpisten. Am Ufer der Seine kommt man an unzähligen, alten Kähnen vorbei, auf deren Decks einige Bewohner noch frühstückten und uns vergnügt zuschauten. Wir passierten auch die Île aux Cygnes, an deren westlichen Ende man eine 11,50 Meter hohe Kopie der Freiheitsstatue sehen kann. Kurz vor dem Ziel läuft man durch den Parc de l'Ile Saint-Germain. Einlauf ist dann auf der Terrasse des Mail Branly oberhalb des Port Suffren vor dem Eiffelturm. Am Boulevard warteten schon Anhänger und weitere zahlreiche Zuschauer und feuerten uns auf den letzten Metern an. 

Teiche von Ville d’Avray
Bei mir lief es an diesem Tage noch nicht so rund: das Training im Vorfeld war etwas zu hart, zudem machte mir die Hitze stärker zu schaffen als ich dachte. Zu Beginn lief noch alles wie geplant. In Versailles liess ich das Feld sich erstmal finden und trabte nicht zu schnell an. Erst als es dann in die Trias und die ersten Anstiege ging, machte ich etwas mehr Tempo, ohne jedoch zu übertreiben. Bis zur ersten Verpflegung bei Kilometer 28 lief soweit alles ganz gut. Danach brachte mich das unruhige Streckenprofil etwas aus dem Rhythmus. Obwohl ich mich regelmässig verpflegte und trank, merkte ich trotzdem sowas wie Durst und musste immer mehr trinken. Bis zur Verpflegung bei Kilometer wurde es ein richtiger Kampf, doch die schöne Landschaft lenkte mich ab. Ich merkte ausserdem, dass es den anderen Läufern ähnlich ging. Als wir an die Étangs de Ville d’Avray kamen, wurden es langsam immer mehr Spaziergänger, die uns zuschauten. Die Teiche gehören zum nationalen Erbe Frankreichs. Sie versorgen auch die Brunnen im Schlosspark von Saint-Cloud mit Wasser - dort wartete dann endlich die nächste und gleichzeitig letzte Verpflegung auf uns. Ab Saint-Cloud waren es nur noch 10 Kilometer bis ins Ziel.
Noch 10 km
Der Anblick des Eiffelturm war von hier oben gleichzeitig aufbauend wie auch etwas einschüchternd - dass 10 Kilometer gefühlt sehr lange sein können, hatte ich auf dem letzten Abschnitt ja erst erlebt. Doch es wurde mit der flachen Strecke an der Seine immer besser und ich fand wieder besser zu meinem Rhythmus zurück. Das Iso in meinem Rucksack schmeckte überhaupt nicht, ich wollte das aber so gut es ging ignorieren und trotzdem regelmässig trinken.
An der Seine entlang
Leider rührte sich bei Kilometer 45 mein Magen ein erstes Mal unangenehm, doch ich konnte erstmal ohne Beeinträchtigung weiterlaufen. Doch schnell zeigte sich, dass ich mir in der prallen März-Sonne einen Sonnenstich eingefangen hatte. Leider hatte ich keine Kopfbedeckung dabei und musste dafür jetzt die Zeche zahlen. So lief ich nach einem unfreiwilligen Stopp bei Kilometer 45 wieder langsam an. Immer grösser baute sich der Turm vor mir auf und umso näher er kam, umso schneller wurde ich. Zudem hatte mich bei meinem Zwangsstopp ein Pärchen überholt, denen ich heute schon häufiger begegnet war. Mein Ziel war es sie vor dem Zieleinlauf wieder abzufangen, was mir schliesslich auch gelang. So fand der Lauf einen versöhnlichen Abschluss. 

Nach dem Zieleinlauf
Dass meine Platzierung unter den ersten 300 trotz meines eher durchwachsenen und zurückhaltenden Laufs noch relativ gut war, war fast etwas überraschend. Vielleicht ein Zeichen für die vielen Trailneulinge, die ich auf den technischen Abschnitten locker hinter mir liess. Letztendlich war es für mich ein schöner Trainingslauf. Ich kann ihn jedem empfehlen, der mal einen schönen Landschaftslauf in städtischen Umfeld machen möchte und nebenbei auch eine Reise in eine der schönsten Städte Europas machen möchte. Mit seinen 1000 Höhenmetern sollte man ihn allerdings nicht unterschätzen. Das Ziel auf der ersten Ebene des Eiffelturm blieb leider den Finishern der 80-km vorbehalten - wer also da rauf möchte, sollte sich auch überlegen, ob er sich nicht sogar an den langen Kanten wagt.

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